„Lied von Nichts“, Rühmkorfs Fassung

Peter Rühmkorf 

(* 25. Oktober 1929 in Dortmund; † 8. Juni 2008 in Roseburg im Kreis Herzogtum Lauenburg)

Wilhelm von Aquitanien

(Wilhelm der IX., französisch Guilhem IX * 22. Oktober 1071; † 10. Februar 1126, “ bekannt als „der erste Trobador“)

Mein Lied wird um rein nichts sich drehn

Mein Lied wird um rein nichts sich drehn:
Weder um mich noch irgendwen,
Um Liebe nicht noch Jugendwehn,
Noch andern Tand;
Zu Pferd ist und im Schlaf geschehn
Daß ichs erfand.

Weiß von Geburt nicht Stern noch Zeit,
Bin nicht daheim und bin nicht weit,
Verspüre weder Lust noch Leid –
Nichts rührt mich an;
Mich hat die tiefe Nacht gefeit,
Auf Berges Plan.

Ich weiß nicht wach ich oder währt
Mein Schlaf noch, wirds mir nicht erklärt.
Nahzu hat sich mein Herz verzehrt
In tiefer Qual –
Doch ist es keine Maus mir wert,
Bei Sankt Martial!

Bin krank und wohl vom Tod geplagt,
Weiß nur was man mir drüber sagt;
Wo ist der Arzt der mir behagt?
Hab schwere Wahl;
Ob er mich heilt, ob er versagt –
Mir ists egal.

Aus: Peter Rühmkorf: Mein Lesebuch. Frankfurt/Main: S. Fischer, 1986, S. 283.

Die erste Strophe im Original:

Farai un vers de dreyt nien :
Non er de mi ni d'autra gen,
Non er d'amor ni de joven,
Ni de ren au,
Qu'enans fo trobatzen durmen
Sobre chevau.

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