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Veröffentlicht am 31. Mai 2024 von lyrikzeitung
Brigitte Struzyk
(* 2. April 1946 in Steinbach-Hallenberg, Thüringen)
Wehe Wehe
Angeweht, aber aufrecht,
Notfalltasche in der Hand,
Fährt das Kommende
Mit der Käsebahn
Zur Anfangsstation.
„Sie kommen alleine?"
Maunzt die Pförtnerstimme
„Und warum? Ach so!"
Sagt er, den Bauch im Blick.
„Immer der Nase nach, geradeaus."
Auf dem Kreißsaaltisch
Zwischen vielen Frauen
Die üblichen Sprüche.
„Rein gings leichter" und
„Du hattest dir ja ...
Wenigstens die Fingernägel"
Als das Kind kommt aus dem Schoß
Eines Kindes nebenan.
Stolzer Ritter Märchenbuch
Auf dem Nachttisch.
Dann das Warten des Arztes
Wehenkurven hin und her
Auf und ab, kreuz und quer.
„Haben Sie eine elektrische Eisenbahn
Zu Hause?"
Aufgeblickt, stumm ja genickt,
Kommt das Kind.
Will es haben, will es haben
Bis die Schwester es mir bringt
Mit dem Fluch:
Nun behalt es.
Segen, Segen.
Aus: Brigitte Struzyk, Gegengewichtshebewerk. Gedichte, hrsg. von Christian Filips. Berlin und Schupfart: roughbooks / Engeler, Mai 2024 ISBN 978-3-907369-29-6,
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Brigitte Struzyk
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