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Veröffentlicht am 15. Februar 2024 von lyrikzeitung
Paolo Buzzi
(* 15. Februar 1874, heute vor 150 Jahren, in Mailand; † 18. Februar 1956 ebenda)
Brandenburger Tor
Schlecht kopierst du die Propyläen.
Weißer war der Marmor,
heißer der Himmel von Athen!
Es schwingt in deinen fünf Mündern
nicht der Wind von Homers Gesängen.
Du bist von vor ein paar Jahren.
Es klingen in deinen dorischen Säulen
noch jüngste Meißelschläge nach.
Und die bronzene Siegesquadriga
riecht eher nach Krupp als nach Samothrake,
Doch dem Zug des modernen Imperiums
öffnest du die Wege zur Welt.
Von dir aus schaut Mars mit lüsternem Aug auf die Plätze
des Kriegs.
Der Zukunft viel, vielleicht viel, (es klagt der Gedanke)
wird das Guano der Adler düngen,
die sich von deinen Firsten zum schweren Flug erheben.
Welchen Weg suchen sie durch Nebel und Himmelblau?
Deinen Turm, o London?
Die Julisäule, o Paris?
Die Front des Kapitols, o Rom?
Deutsch von Bettina Kienlechner, 1989, aus: Urlaute dadaistischer Poesie. Der Berliner Dada-Abend am 12. April 1918, rekonstruiert von Jeanpaul Goergen mit Texten von George Grosz, Raoul Hausmann, Richard Huelsenbeck, Walter Mehring, Tristan Tzara, Libero Altomare, Paolo Buzzi, Luciano Folgore, Corrado Govoni, Aldo Palazzeschi, F.T. Marinetti und zeitgenössischen Pressestimmen. Hannover: Postskriptum, 1994. (Randfiguren der Moderne), S. 35. Das Originalgedicht aus Versi liberi, 1913.
Kategorie: Italien, ItalienischSchlagworte: Bettina Kienlechner, Paolo Buzzi
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