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Papenfußserie #6. 1992 erschien erstmals ein Band von Papenfuß in Gerhard Wolfs neuem Verlag janus press (in Zusammenarbeit mit BasisDruck Berlin). Sein Titel war LED SAUDAUS, er enthielt die zwei Zyklen notdichtung (1988) und karrendichtung (1990). Ein Klappentext des Verlegers spricht von „german graffitis in einer unerwarteten Zeit-Dichtung, wie man sie bisher nicht kannte“.
Notdichtung wird in einem Untertitel „eine weitere säule des gesangs“ genannt – der junge Dichter zeichnet sich selbstbewusst-selbstironisch eine historische Dimension. Weiter enthält die Titelseite des Zyklus ein Mottogedicht und eine Unterzeile, die quasi poetischen Standort und Zeit benennt: „ation-aganda-aranyakas, samain 1988“. Die Wörter kannte man aus früheren Veröffentlichungen oder würde sie später wiederfinden. Hier ein Gedicht aus „notdichtung“.
Bert Papenfuß
(* 11. Januar 1956 in Stavenhagen; † 26. August 2023] in Berlin)
die verscheißerung von gesamteuropa unter der last einer kinderschar der machenschaften der scharfmache einer sexualität in expertenhänden sich aufplusternder superstrukturen allzu hinlänglicher hangschultern kleiner diebe von körpersäften von toteis, von totmannknopf & eines so weiter, das rädert mit hilfe jedoch unserer freunde lockstoffe, fängigster lebendköder blinkendsten zuckens, das sprießt des uns über gebühren gebührenden des selbsterlesenen selbsterlegten des schnees, des schauers & des grauens all der senge, die wir beziehen mögen & des letzten, was uns übrigbleibt denn es muß uns doch gelingen kernbrennstäben, glut & brut blühendem kriege, feuer & blut sturen strukturen mit vollem spaß einen garaus zu garantieren der jedem dachdecker droht eine ruhe einzurühren, die umhaut & eine sinngebung herbeizusinnen aus dem vollen – in die vollen
Aus: Bert Papenfuß, LED SAUDAUS notdichtung. karrendichtung. Berlin: janus press, 1991, S. 26
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