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Veröffentlicht am 8. Januar 2016 von lyrikzeitung
Der Pianist (und Dichter) Alfred Brendel, der am Dienstag seinen 85. Geburtstag beging, im Gespräch mit der FAZ:
Und es gab bei mir mal eine kurze „Geniezeit“, wie das bei Heranwachsenden nicht selten vorkommt, zwischen fünfzehn und siebzehn. Da habe ich einfach alles gemacht, außer Skulpturen. Ich habe damals komponiert, gezeichnet, gemalt, geschrieben. Ich schrieb vierundzwanzig Sonette in einem Zug, die schön klingen, aber überhaupt nichts bedeuten. Anschließend war ich von dieser Form für immer geheilt (lacht).
Heißt das, im Umkehrschluss, wenn Sie heute freie Versformen bevorzugen, dass die dann Sinn und Bedeutung haben?
Nein! So nun auch wieder nicht. Sinn allein macht wenig Sinn!
Wie bitte?
Sinn ist immer auf einen bestimmten Bereich eingeschränkt. Aber für den Unsinn sind die Grenzen des Intellekts weit geöffnet, das geht weiter ins Unendliche. Kurt Schwitters sagte einmal auf die Frage, was er wichtiger fände, er würde sich im Zweifelsfall lieber für den Unsinn entscheiden. Das hat er auch getan. Bei mir, in meinen Gedichten, ist es, glaube ich, eher eine Balance zwischen Sinn und Unsinn. Eine Verbindung, die ich sehr schätze!
Sie pflegen Ihre Gedichte selbst vorzutragen…
Ja, meine Gedichte sind Sprechgedichte, keine Lieder. Sie vermeiden Vers und Reim. Es gibt da keine vier- und achttaktigen Perioden, sondern freie Rhythmen. Man fährt nicht auf einer Vers-Schiene, insofern bewegen sich die Gedichte ähnlich der neuen Musik.
Kategorie: DeutschSchlagworte: Alfred Brendel
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