Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Veröffentlicht am 9. April 2015 von lyrikzeitung
Ich werde oft gefragt, was die Intellektuellen in der Ukraine dieser Tage machen. Und was sie machen können. Und ich antworte immer, dass es keine allgemeinen Regeln gibt, denn jeder reagiert auf die Situation anders – wird zum Beispiel sehr aktiv, schreibt viel, oder hört auf zu schreiben und wird zum freiwilligen Helfer, bringt den ukrainischen Soldaten warme Socken, Essen und Zigaretten. Oder macht ein Literaturfestival in Slowjansk, wo noch vor Kurzem schwere Kämpfe stattfanden. Oder wird einfach verrückt.
Jeder reagiert anders, ich kann nur von mir selbst sprechen. Das antworte ich immer, und das ist ein großer Fehler, weil die nächste Frage, die kommen könnte, dann lauten müsste: Gut, was machst Du denn? Und diese Frage, die Gott sei Dank noch nie gestellt wurde, ist für mich fatal. Ich mache gar nichts. Diesen Krieg kann ich weder gewinnen noch stoppen. Was ich auch tun würde, es könnte doch nichts ändern.
Die 20-jährigen ukrainischen Jungen kommen aus der Kriegszone nach Hause zurück und sagen lächelnd, dass ihnen die Beine verfaulen, da sie zwölf Tage im Wasser schlafen mussten. Auf die Frage, wie es dort war, was der Krieg eigentlich sei, sagen die Jungen, Krieg sei wie das Computerspiel Counter-Strike, nur eben wirklich. / Tanja Maljartschuk, Die Zeit
Kategorie: Ukraine, UkrainischSchlagworte: Tanja Maljartschuk
Kann zu diesem Blog derzeit keine Informationen laden.
Neueste Kommentare