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Veröffentlicht am 5. Dezember 2014 von lyrikzeitung
Merbaums kurzes Leben in Czernowitz war angefüllt mit nicht nur literarisch-intellektuellen, sondern auch politischen Aktivitäten. So war sie etwa – ein bisher wenig bekannter Umstand – Mitglied der zionistischen Jugendgruppe Hashomer Hazair und verfolgte in teilnehmender Beobachtung die historischen Ereignisse vom Zerfall der Reste des Habsburgerreiches über die sowjetische Besatzung bis hin zum erneuten Einzug der mit den Deutschen verbündeten Rumänen.
Einige von Merbaums Freunden gerieten schon in der Zeit der sowjetischen Besatzung unter die Räder, weil sie nicht schnell genug erkannten, wie unnachgiebig und wahnhaft die stalinistische Säuberungspraxis sich vollziehen sollte. Erschütternd liest sich etwa der naive Versuch eines Teils von Merbaums Jugendgruppe, mit Stalin (!) direkt in brieflichen Kontakt zu treten, um die Gemeinsamkeiten zwischen Sozialismus und Zionismus zu betonen. Die Verfasser des Briefes wurden natürlich umgehend nach Sibirien deportiert, von wo sie nie zurückkehrten. / Malte Völk, literaturkritik.de
Marion Tauschwitz: Selma Merbaum – Ich habe keine Zeit gehabt zuende zu schreiben. Biographie und Gedichte.
Mit einem Vorwort von Iris Berben.
zu Klampen Verlag, Springe 2014.
350 Seiten, 28,00 EUR.
ISBN-13: 9783866744042
Kategorie: Deutsch, RumänienSchlagworte: Malte Völk, Marion Tauschwitz, Selma Merbaum
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