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Aus Volly Tanners Interview mit Michael Fiedler, Leipziger Internet-Zeitung:
In einer Rezie [sic] zu Deinem Buch las ich: „Fiedler präsentiert uns eine kulturpessimistische, gegoogelte Resterampe, eine globale Vermessung der Gegebenheiten mit historischen Bruchstücken.“ Klingt ja nicht nach klassischen Gedichten, was da vom Rezensenten von Dir verkonsumiert wurde. Gegoogelte Resterampe, hmmmm…. Ist dies Deine Arbeitsweise, die Reste aufsammeln und zusammenkleben?
Dass sie aus vorgefundenem Material gearbeitet wurden, eint alle Texte in „Geometrie und Fertigteile“. Unterschiedlich sind die Methoden der Anordnung. Und tatsächlich: Schere und Leim waren wichtige Hilfsmittel.
Wo ist aber die Neuschöpfung?
Die Neu-Anordnung ändert das Beziehungsgefüge. Aus Lexika-Texten, Fachliteratur oder Suchergebnis-Anzeigen werden Texte, die – bestenfalls – anregend sind. Den Titel der Reihe „Neue Lyrik“ verstehe ich vor allem als zeitlichen Bezugspunkt.
Du hast ja auch am DLL studiert – bist sozusagen Diplomdichter – was hast Du denn da gelernt? Solch ein Studium dauert ja auch. Und was gibt das hohe Haus der Gesellschaft zurück, von der es mitfinanziert wird?
Es muss sehr viel gelesen, diszipliniert geschrieben und Kritikfähigkeit erprobt werden. Das wichtigste waren und sind für mich die Menschen, die ich dort als Studierende, Gast-Dozenten oder Professoren kennenlernen konnte. Mit Mara Genschel, Julia Dathe, Lisa Elsässer, Norbert Lange, Tobias Amslinger, Konstantin Ames oder Hannes Leuschner gab und gibt es großartige Aufführungen und gute Zusammenarbeit.
„Du hast ja auch am DLL studiert – bist sozusagen Diplomdichter – was hast Du denn da gelernt? Solch ein Studium dauert ja auch. Und was gibt das hohe Haus der Gesellschaft zurück, von der es mitfinanziert wird?“ wie alle künstler haben wir zwölf semester party gemacht und ordentlich steuergelder in rosenthaler kadarka und mettbrötchen umgesetzt. außerdem haben wir bis in die frühen morgenstunden getanzt, und das ist ja doch ein wertvoller beitrag für die gesellschaft, ich sag nur: weniger krankenstand, flüssigere texte, insgesamt gesundheit und frohsinn.
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