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Veröffentlicht am 23. November 2014 von lyrikzeitung
Sibylle Lewitscharoff, für die Lavant unter den Frauen die größte Dichterin des 20. Jahrhunderts ist, hält es für gut möglich, dass die Gedichte eine doppelfädige Bedeutung haben: „Ein Versteckspiel mit scheinreligiösen Inhalten, wobei eigentlich ein sehr, sehr profanes Liebesgewitter dahintersteckt.“
Das Verdienst der Herausgeber dieses Buches liegt (nachzulesen in den Nachworten) im Aufzeigen dieser sinnlich-erotischen, die leibliche Gegenwart wahrnehmende und über die katholische Begrifflichkeit hinausgehende Lesart in Lavants Gedichten. In dieser Lesart konnte man Die Bettlerschale als Leerform oder leeres Gefäß, Die Spindel im Mond als das Aufgehen des Männlichen im Weiblichen und Der Pfauenschrei als Lust- oder Liebesschrei deuten, auch wenn dieser Dreischritt von Begehren, Erfüllung und erneuter Vereinsamung in diesen Gedichtbänden chronologisch nicht nachvollziehbar ist. „Gute Gedichte“, schrieb Thomas Kling über Lavants Lyrik, „sind immer Produkte des kontrollierten Außersichseins, nicht von innerlicher Schlafwandelei.“ / Wilhelm Huber, DER STANDARD 22.11.
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Christine Lavant, Sibylle Lewitscharoff, Thomas Kling, Wilhelm Huber
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