72. Ricarda Huch und die Akademie der Künste

Da es für sie nichts Langweiligeres als Akademien und nichts Öderes als Bewunderung gab, bedurfte es der Überredungsgabe eines Thomas Mann, sie zur Annahme der Wahl in die Preußische Akademie der Künste in Berlin zu bewegen. Gequält sagte sie zu, bereute es aber spätestens 1933, als man mit Hitlers Machtantritt begann, die Mitglieder auf die neue Politik einzuschwören. In einer von Gottfried Benn verfassten und nur mit Ja oder Nein zu beantwortenden Umfrage hieß es, ob man bereit sei, „unter Anerkennung der veränderten geschichtlichen Lage“ sich weiterhin der Akademie zur Verfügung zu stellen. Huch lehnte es ab, diese Frage zu beantworten, für sie sei nichts anderes maßgebend als ihre künstlerischen Leistungen und ihre Persönlichkeit. Man wollte sie als Prestigeobjekt jedoch nicht verlieren und schmeichelte ihr. Erbittert schrieb sie zurück, dass sie die „Handlungen der Regierung aufs schärfste missbillige“ und annehme, nun automatisch ausgeschlossen zu sein. Ein nochmaliger dreister Versuch, ihre Ablehnung zu übergehen, stieß auf Huchs sarkastischen Protest: „Was die jetzige Regierung als nationale Gesinnung vorschreibt, ist nicht mein Deutschtum.“ Sie endete mit dem klaren Satz: „Hiermit erkläre ich meinen Austritt aus der Akademie.“ / Barbara Bronnen, Süddeutsche Zeitung 18.7.

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