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Veröffentlicht am 13. Juli 2014 von lyrikzeitung
Finule ist auch Bestandteil des Nine Herbs Charm, eines im 10. Jahrhundert in den altenglischen Lacnunga-Manuskripten festgehaltenen Kräuterzaubers gegen Vergiftungen und Infektionen. In Antike und Mittelalter wird der Fenchel oft mit Klarsicht (und also wieder mit Konzentration) in Verbindung gebracht und gegen Augenleiden eingesetzt. Plinius etwa beobachtet, dass sich die Schlange nach ihrer Häutung im Frühling die Augen am Fenchel schärft: «Hat sich während ihres winterlichen Verborgenseins ihr Gesicht verdunkelt, so reibt sie sich am Marathrum die Augen ein und stärkt sie dadurch.» Auch 15 Jahrhunderte später noch schreibt zum Beispiel Michel de Montaigne in einem Passus über die Klugheit der Tiere: «Der Drache machet seine Augen mit Fenchel rein und hell.» Bis heute fungiert der Fenchel aber auch wegen seiner beruhigenden, schleimlösenden, den Magen besänftigenden Wirkung als Ingredienz in so manchem Hausmittelchen. Literarisch erreicht der Fenchel seine höchste Konzentration wohl in einem Gedicht, das François Le Lionnais, Begründer und Präsident der Oulipo (Ouvroir de littérature potentielle) 1957 verfasste und das nur aus einem einzigen Wort besteht: «Fenouil». / Samuel Herzog, NZZ
Kategorie: Englisch, Frankreich, Französisch, GroßbritannienSchlagworte: François Le Lionnais, Plinius, Samuel Herzog, Zaubersprüche
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