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2014 jährt sich der Geburtstag des katalanischen Dichters Joan Vinyoli zum hundertsten, sein Todestag zum dreißigsten Mal. Vinyoli hat im katalanischsprachigen Raum großen Einfluss auf die nachfolgenden Lyriker/innen gehabt (während der hierzulande bekanntere, dortzulande institutionell höhergeehrte Salvador Espriu eine bewunderte, aber isolierte Erscheinung blieb). Nun ist am 10. März [!] eine Kommission für das Vinyoli-Jahr (»Any Vinyoli«) gegründet worden, gefördert vom Departament de Cultura de la Generalitat de Catalunya (Kulturministerium der katalanischen Regierung). Kurator ist der Schriftsteller Jordi Llavina, dem Gremium gehören Kultur- und Lokalpolitiker/innen, Schriftsteller/innen, Literaturwissenschaftler/innen und der Sohn des Dichters an (siehe Meldung auf gencat.cat)
Fürs erste hier ein Gedicht von Vinyoli:
La vall del vespre
Quan per la vall del vespre descendim
per l’autopista cap a la ciutat,
les fàbriques encenen mil llumets,
batega tot i tot és aturat.
Ens engoleix la nit: a quin banquet
som convidats a no tenir mai por?
Tot el passat és com un dèbil crit
fumós que va perdent-se en l’aire espès.
Tot és fluent i tot és permanent.
Les paraules em porten no sé on:
en elles ara em quedo i és un món.
Das Tal des Abends
Fahr’n wir durchs Tal des Abends hinab
auf der Autobahn in Richtung Stadt,
machen die Fabriken tausend Lichtlein an,
schlägt jeder Puls, steht alles still.
Die Nacht verschlingt uns: Bei welchem Fest
lädt man uns ein, nie Angst zu spür’n?
Alles Vergangene ist wie ein schwacher Schrei,
dunstig, der in der dichten Luft verhallt.
Alles ist fließend und alles ist dauerhaft.
Die Worte führen mich, wer weiß wohin:
In ihnen bleib ich jetzt, und es ist eine Welt.
[üb. à.s.]
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