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Veröffentlicht am 11. Februar 2014 von lyrikzeitung
Ein Zustandsbericht von 1893:
Man redet jetzt viel von einem „jungen Oesterreich“. Es mag etwa drei, vier Jahre sein, dass das Wort erfunden wurde, um eine Gruppe, vielleicht eine Schule von jungen, meist Wiener Litteraten zu nennen, die durch auffällige Werke, einige auch schon durch schöne Versprechungen in der Gesellschaft bekannt, ja sie selber meinen wohl sogar: berühmt wurden. Die Menge weiss freilich ihren Namen nicht, weil die Zeitungen von ihnen schweigen: denn die Wiener Presse (ungleich der Berliner, die unermüdlich in den Gymnasien sucht, um den Abonnenten jedes Quartal einen neuen Unsterblichen zu liefern) ist beleidigt, wenn ein Wiener Talent haben will, und scheut kein Mittel, gewaltsam den Störenfried zu vertuschen. Aber die Kenner schätzen sie, und schöne, kluge, empfängliche Frauen lauschen ihren Versen. Da können sie das Andere leicht verschmerzen.
Anfang von: Hermann Bahr, Das junge Österreich
Hermann Bahr: Das junge Österreich. I. Deutsche Zeitung, Wien, 23 (1893) #7806, Morgen-Ausgabe, 1-2. (20.9.1893) (mehr)
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Hermann Bahr, Zeitungen
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