101. Noch ein Taliban

Es ist gut zu wissen, was es in Wahrheit auf sich hat mit der Internationalen, diesem vermeintlich linken musikalischen Bollwerk gegen alles Nicht-Linke, gegen diese Kapitalisten und Imperialisten. Aufgedeckt hat die brisanten Zusammenhänge Horst Schmitt im schon jetzt legendären Antrag „P6“ für den Europaparteitag der Linken Mitte Februar in Hamburg. (…)

„Aussetzung der akustischen oder gesanglich musikalischen Intonierung des Liedes ‚Die Internationale‘ innerhalb der Partei DIE LINKE, bis ein Ergebnis über die zukünftige Anwendung und Verwendung vorliegt, da die gesangliche musikalische Intonierung des Liedes ‚Die Internationale‘ zwar kämpferisch, aber auch militaristisch, gewalt- und kriegsverherrlichend ist, ein Symbol des Kapitalismus darstellt und Militarismus ein Element des rechten politischen Spektrums ist, genauso wie die deutsche Nationalhymne.“ (…)

Für Schmitt ist die ganze „Monoton rhythmische Musik“ ein Ausdruck reinen Militarismus. Solcherart Musik finde sich „beim Militar, und diente mit monotonen Trommelschlägen in der Geschichte beim Einsatz von Menschenschlachten“.

Musik wie die der Internationalen – von Eugène Pottiers um 1871 nichtsahnend komponiert – sei das „Symbol des Kapitalismus, da es die Zählweise von Geld 1 Euro, 2 Euro, 3 Euro usw.“ – da endet der Satz. Nach „usw.“ könnte jetzt „ist“ oder „imitiert“ folgen. Aber das sei dem Leser zur freien Interpretation überlassen.

Schmitt sieht auch die Musikrichtung Techno in gleicher Traditionslinie, „da dort die monotone technologische Zählweise 01 01 01 01 … ist, woraus sich ein monotoner Musikrhythmus ergibt, der somit auch eine moderne Interpretationsform des Militarismus ist.“ Daraus erklärten sich, sagt Schmitt, „auch die Besucher von sogenannten Techno-Loveparades, die vorwiegend aus dem konservativen bis rechtspolitischen Spektrum kommen“. / Thorsten Denkler, Berlin. Veröffentlicht gestern, 28. Januar 2014, 19:04, im Bundesblog (Süddeutsche Zeitung)

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