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Veröffentlicht am 31. Dezember 2013 von lyrikzeitung
Von Karl Kraus stammt die schöne Maxime: „Künstler sollten Rätsel schaffen, nicht Lösungen.“ An einer avancierten „Tropen- und Rätselsprache“ (Novalis) arbeitet auch die sehr verschlossene, alle Stoffe, Themen, Substanzen und Motive extrem konzentrierende Dichtung Àxel Sanjosés. Der 1960 in Barcelona geborene, seit 1978 in München lebende Sanjosé bevorzugt eine poetische Engführung der Motive, die sich stark an die Sprachkunst des französischen Symbolisten Stéphane Mallarmé anlehnt, an dessen Verfahren der „orphischen Entfaltung“. Eine zweite Bezugsfigur ist der fast schon vergessene Günter Eich, von dem Sanjosé die Neigung zur Verkürzung und Verknappung adoptiert hat und den Widerstand gegen jegliches Dekor.
Nun hat Àxel Sanjosé den schmalen, aber äußerst substantiellen Gedichtband „Anaptyxis“ vorgelegt, nur 32 Gedichte, an denen der Autor freilich über zehn Jahre gearbeitet hat. Die Strenge des Dichters gegen sich selbst hat sich gelohnt. In diesem Buch findet man keine Zeile, die nur ornamentale Funktion hat oder ein geläufiges Metaphernrepertoire bedienen würde. / Michael Braun, Tagesspiegel
Àxel Sanjosé:
Anaptyxis. Gedichte. Rimbaud Verlag,
Aachen 2013.
56 Seiten, 12 €.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Àxel Sanjosé, Michael Braun
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