98. Jesse Thoor

(geb. als Karl Höfeler 1905 in Berlin – gest. 1952) führte zunächst ein Vagantenleben und wurde unter dem Eindruck von existentieller Not und sozialer Ungerechtigkeit Mitglied der KPD. Deshalb zog er 1933 von Berlin nach Wien und emigrierte 1938 nach London. Aufs Festland kehrte er nur mehr in kurzen Reisen zurück. Zu Lebzeiten veröffentlichte Thoor, der sein Pseudonym als Anspielung auf den Propheten Jesaja und den germanischen Donnergott wählte, nur ein Buch: Sonette (1948). Nun liegt eine Ausgabe seines Gesamtwerks vor. Sie setzt eine Kooperation der Wüstenrot Stiftung und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung im Wallstein Verlag fort, in der Werke, die aus dem kulturellen Gedächtnis zu fallen drohen, neu ediert und von zeitgenössischen Autoren vorgestellt werden.

Michael Lentz übernahm die Patenschaft für Thoor und versteht ihn in seiner Einleitung als einen der bedeutendsten Sonettdichter der deutschen Literatur: „[Seine Gedichte] zielen archaisch-anarchisch durch das Sichtbare hindurch auf eine religiöse und soziale Grundierung der Conditio humana.“ /Lyrik Kabinett

Am 25. 11. 2013 (heute), 20:00 Uhr, stellen Michael Lentz und Peter Hamm die Werkausgabe im Lyrik Kabinett vor.

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