34. Angstfrei, neugierig

Ulrich Kochs Weg durch das Literaturgeschäft ist untypisch. Er hangelte sich nicht von Stipendium zu Stipendium, er reist heute nicht von Lesung zu Lesung. Koch hat sich aus dem Getriebe ausgeklinkt, sicher nicht ganz, aber doch sehr entschieden. Natürlich knüpft auch Koch sein Netzwerk, er betreibt es online, da gibt es Seiten wie fixpoetry und die sogenannten sozialen Medien. Auf Veranstaltungen, auf denen der eine den anderen trifft, sieht man Ulrich Koch aber nicht. Als Lesender tritt er zudem eher selten in Erscheinung – im Sommer saß er mit Jan Wagner und Ursula Krechel auf dem Podium, vor wenigen Tagen in Dresden mit Elke Erb und Brigitte Struzyk. “Als ich ein Wunderknabe war / schüttelte ich die Streichholzschachtel der Sätze, / in der die Wünsche lagen, die Köpfe abgebrannt, / und verlief mich im Wald.” Aus seiner Enttäuschung über den Literaturbetrieb sei mittlerweile Gelassenheit geworden, sagt Koch. Auch wenn er beklagt, dass Lyrik immer weniger wahrgenommen werde, auch kaum mehr von den großen Zeitungen. Lyriker betreiben eben so etwas wie eine Randsportart. Auf der anderen Seite gebe es heute mehr denn je gute Verlage, kookbooks nennt Koch und den poetenladen, in dem “Uhren zogen mich auf” erschien, sein jüngstes Buch, aus dem das Zitat zuvor stammt.

“Wenn ich Gedichte schreibe, schreibt der Leser schon mit”, sagt Ulrich Koch. Die Offenheit, das Fremde, Surreale, Irritierende und Verführende, die Vielbödigkeit – all das liegt in seinem Schreiben und findet einen eigenen Widerhall beim Lesenden. Der Begriff des Verstehens sei zu eng gefasst, sagt Koch, er wünscht sich bzw. seinen Lesern einen neugierigen, angstfreien, spielerischen Zugang zur Lyrik. / Landeszeitung

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