24. Poetopie

in mühevoller Arbeit suchen Wissenschaftler und Geistliche nach den Ursprüngen der Schöpfung – ebenso mühevoll schaffen Künstler Ursprünge

Hansjürgen Bulkowski

One Comment on “24. Poetopie

  1. eine prägnante poetopie mal wieder! habe sie in meinem somatoformen blog nr.37 übernommen und einiges bei HERBERT MARCUSE & CO gefunden, das die these der „schaffung von ursprüngen“ bestätigt und erlaube mir, einige eigene gedanken zu ergänzen, wie dieser „zwang zum erfinden“ überwunden werden kann und vorallem: warum das der seit jahrhunderten aufgeschobene anfang einer antimetaphysischen, ja sogar antibürgerlichen revolution wäre 🙂 gruß aus eller süd, de toys

    1)
    „Ich sehe nicht mit den Augen: die Worte / sind meine Augen. Wir leben mit Namen; / was noch keinen Namen hat, existiert nicht: / (…) / Gott ohne Körper, / mit körperlichen Sprachen / benannten es meine Sinne. Ich wollte / es benennen mit einem Sonnennamen, / einem Wort ohne Kehrseite. (…) / ich hör die Stimmen, die ich denke, / die Stimmen, die mich denken, indem ich sie erdenke. / Bin der Schatten, den meine Worte werfen.“
    Octavio Paz, in: VON DER KLADDE ZUR KLARHEIT (9.9.-27.12.1974)

    2)
    „Karl Pribram ging es um das heikelste aller erkenntnistheoretischen Probleme, nämlich um die Frage, wie das Hirn eine Welt hervorrufen könne, die gleichzeitig die Welt ist, in der es selbst enthalten, was zu der absurden Frage führt, ob denn das Hirn sich selbst hervorruft. Gleichgültig, ob man sie metaphysisch, psychologisch, physikalisch oder neurologisch formuliert, die Frage bleibt bestehen. Wie können wir wissen, was wir wissen, ohne zu wissen, was das Wissen ist? Diese Frage gilt es zu beantworten, wenn das überhaupt möglich ist, bevor wir behaupten können, die Wirklichkeit sei materiell, mental, elektrisch, spirituell, eine Tatsache, ein Traum oder irgend etwas anderes. Aber immer, wenn ich über dieses Rätsel nachdenke, überkommt mich ein seltsames Gefühl, als könnte ich mich meines eigenen Namens nicht entsinnen.“
    Alan Watts, in: ZEIT ZU LEBEN (1972)

    3)
    „Meine ganz allgemeine Definition von ‚Psychose‘ als urschizophren-existenzielle Selbstentfremdung des Menschen von seiner eigentlichen GRUNDLOSEN INWESENHEIT hin zur Verlagerung seines Identitätsgefühls in eine veräußerlichte Objektstruktur, die sogar das Wort ICH nicht mehr als individualisierte, persönliche, ureigene, innerste Seinsfühlung empfindet, sondern ihm materialistisch-konkrete Attribute zudenkt, die das quasi mystische, nicht neurobiologisch reduzierbare Urwort der subjektiv-identitären Selbstbefindlichkeit in einen greifbaren Begriff aus hyperreflexiv-objektivierten Beobachtungen ’seiner selbst‘ umwandelt. Durch diese Verwechslung des Inflationären mit dem Identitären entsteht die zivilisatorische OBJEKTKULTUR der ‚Deskription des Ontologischen‘ als strukturelle Alltagsästhetik sowohl biologisch notwendiger als auch abstrakt überflüssiger Konsumartikel wie z.B. symbolische Kunstwerke. Der wahre Luxus besteht aber in der objektfreien Selbsterfahrbarkeit der ‚Diskretion des Ontischen‘ im authentischen Subjekt der nicht mehr sich selbst objektivierungssüchtigen ichfreien ICH-FÜHLUNG als Kernfühlung auf Tuchfühlung mit dem in sich selbst wesenden kernfreien Wesenskern. (…) Hier mündet die Suche nach einem finalen Selbst in der existenziellen Entdeckung der ontisch-kybernetischen Teilhabe am Universum als eigener Bestandteil desselbigen, weshalb die wahre Mitte des Ganzen in jedem Teil automatisch PASSIERT ANSTATT FABRIZIERT werden zu müssen.“
    Freiherr von Freifahren, in: METADIAGNOSE Nr.36 (sOMatoform.de)

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