107. Unebene Wahrnehmung

Ihre autobiografische Poesie, in der sie die Traumata ihrer Kindheit verarbeitet, wurde im Nachkriegsdeutschland als Zumutung empfunden. (…)

„Ich wollte eigentlich Lyrikerin werden“, gibt die Germanistikprofessorin zu. „Gedichte sind haltbarer“, weiß die preisgekrönte Literaturwissenschafterin. „Ich wollte sie jetzt ins Licht rücken.“ Gleichzeitig ist sich die Holocaust-Überlebende bewusst, wie schwer manchen Lesern der Zugang zu moderner Lyrik fällt. Nicht selten bleibt da nur ein Kopfschütteln. (…)

Auch ihre Vorliebe für unreine Reime, die aus dem Englischen stamme, kommt hier gut an. „Ich verwende sie gern, weil sie ausdrucksfähiger sind und sich damit besser die Unebenheiten in der Wahrnehmung darstellen lassen“, erklärt die Autorin im Gespräch mit der „Wiener Zeitung“. An dem konventionellen Formtypus, der ihr das Überleben in der Unmenschlichkeit sicherte, hält sie nicht ungebrochen fest. / Luitgard Koch, Wiener Zeitung

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