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Veröffentlicht am 28. März 2013 von lyrikzeitung
Die „Zeit“ hat den chinesischen Friedenspreisträger Liao Yiwu der Lüge bezichtigt. Das steht in der Tradition ihres Herausgebers: Altkanzler und Welterklärer Helmut Schmidt. Ein offener Brief. Von Wolf Biermann, Die Welt
Lieber Liao Yiwu,
die vornehme „Zeit“ kolportierte dieser Tage allerhand stinkende Neuigkeiten: Deine erschütternden Sittenbilder aus dem Turbo-KZ-Kapitalismus in China seien alles Fälschungen, hysterische Fantasiegeschichten, denn es sei ja gar nicht dermaßen mörderisch für die Millionen Menschen in den chinesischen Gefängnissen und Umerziehungs- und Arbeitslagern. Und daraus folgt natürlich der Vorwurf gegen Dich: Du habest Dir all diese attraktiven Verbrechen gegen die Menschlichkeit nur ausgedacht, damit Du den naiven Gutmenschen im Westen Deine Bücher lukrativ verkaufen kannst. Du habest Dir also mit diesen Lügen den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erschwindelt und den hochangesehenen Geschwister-Scholl-Preis ergaunert. Und es werden sogar etliche Ex-Freunde, die nicht im Exil leben, als Zeugen gegen Dein großes chinesisches Sittenbild in Stellung gebracht.
All das passt grauenhaft gut zu dem, was unser Globalökonom Helmut Schmidt seit eh und je über Rot-China verbreitet: das totalitäre Schlachtfest auf dem Platz des Himmlischen Friedens sei gar kein Massaker gewesen, die Soldaten der Chinesischen Volksarmee hätten sich an diesem 3. und 4. Juni 1989 mit ihren Panzern nur gegen das protestierende Studentenpack in Peking verteidigt.
Kategorie: ChinaSchlagworte: Helmut Schmidt, Liao Yiwu, Wolf Biermann
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