140. Sonett

ICH SEH GESPENSTER, SO WIRD NACHT GEMACHT,
Das Geistersehen ist präziser, Eleganz
Der schwarzen Schenkungen, Milieu Balance,
An Springkraut und an Francis B. gedacht.

Nichts wiederfinden, Kompetenzdiät,
Das Schubsen vor dem Wechsel, ärmeln, tasten,
Gedichte und ihr postmodernes Fasten
Aus Lässigkeit und Radikalität,

Spagat im Minus, sinnliche Präsenz,
Die Macht in Frauenhand, Gespenster sehen,
In Montpellier, Markkleeberg, Dardagny.

Die Angestrengtheit nennt sich Eloquenz,
In Deutschland fällt es auf, kaum durchzudrehen:
Du zuckst, läßt nach und stirbst nicht, c´est la vie.

 

Thomas Kunst

21 Comments on “140. Sonett

  1. pardon: es muß heißen:
    Warum gelangt mit den Gedichten niemand: ein Pastiche sollte sich schon reimen.

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  2. DAS EINFACHSTE: SIE MEIDEN DIE VERGLEICHE.
    Sie jubeln über größte Poesie,
    Sie loben, preisen und sie feiern die,
    Die sich im Hauptfeld wähnen, selten bleiche

    Und blutleere Gedichtattrapen, starre
    Gebilde ohne Trotz und Sprachverlangen,
    Im Blick: die Ausreißer nie einzufangen,
    Verfolge das schon über zwanzig Jahre.

    Warum gelangt mit den Gedichten keiner
    In meine Top Einhundertfünfunddreißig,
    Ich hätte jetzt so gerne Gernhardt hier,

    Auch Hacks und Heine, deren Sachverstand,
    Auf Netzwerke und auf das Hauptfeld scheiß ich
    Und lese jetzt: Am Meer. An Land. Bei mir.

    (für Paulus Böhmer)

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  3. Wir können Konstantin Ames nur beipflichten und würde weiter gehen, es ist eine Frechheit und sehr feige derlei Vorwürfe ohne Klarnamen zu erheben. All diese Dinge wären lediglich dann anrüchig, wenn die Beziehungen nicht bekannt wären. Da aber – wie „Au weia“ ja richtig anmerkt – jeder um diese Beziehungen weiß, braucht man auch nicht herumzuraunen und hineinzugeheimnissen oder die Nase zu rümpfen.

    Bisweilen kommt man in die Position, gute und hervorragende Dinge und Personen auszeichnen zu können – da der Betrieb insgesamt klein ist, bleibt es nicht aus, dass man sich kennt oder nahe steht. Das war immer so und wird immer so sein. Von Klüngel zu sprechen ist in der Lyrik albern. Dafür ist das nun wirklich nicht einträglich genug.

    Bei aller Wertschätzung von Alexander Gumz und Mathias Traxler ist der Band von Daniela Seel objektiv das aussichtsreichste Buch des kookbooks-Frühjahrs für den Hotlist-Preis 2011. Die Verlegerin hat also (mutmaßlich auch nicht ohne Rücksprache mit ihren Autoren) richtig entschieden. Ein Verlag hat nicht politisch korrekt, sondern verlegerisch richtig zu handeln. Sie wäre eine schlechte Verlegerin, hätte sie anders entschieden.

    Nahezu jeder lyrikpublizierende Verlag – auch unserer – würde die Gedichte von Daniela Seel gern verlegen. Man kann also durchaus davon ausgehen, dass die Gedichte im eigenen Verlag erschienen sind, weil die Autorin Daniela Seel – wie nahezu jeder andere Autor – gern in einer so schönen Verpackung und in der selbst geschaffenen und selbst finanzierten Struktur erscheinen will und vielleicht auch weil sie sich nicht künstlich aus dem von ihr mit geschaffenen Kontext herausstreichen wollte. Da Kookbooks auch der Verlag eines Künstlernetzwerks ist, ist nicht einzusehen, weshalb ausgerechnet die Verlegerin einen anderen Verlag suchen sollte. Die Nachbarschaft zu ihren Autoren ist ja nicht erzwungen, sondern schlicht gegeben. Wer in diesem konkreten Fall kritisiert, ist entweder unwissend oder böswillig oder schlicht aus persönlichen Gründen beleidigt.

    Davon abgesehen hat jeder Verleger das recht, sich selbst zu verlegen. Daran ist nichts Anrüchiges, bei mangelnder Qualität würde es sich bitter rächen und wäre obendrein peinlich. Es ist also eher ein erhöhtes Risiko, denn Eigenbevorteilung, sich selbst zu verlegen. Ansonsten ist das eine Sache zwischen dem Verleger und seinen Autoren. Es bleibt jedem Leser, jedem Rezensenten und jedem Juror überlassen, das Buch nicht wahrzunehmen. Dass Verleger sich selbst verlegen, ist vielleicht selten, aber auch nicht sonderlich ungewöhnlich: Anton und Katharina Kippenberg, Wieland Herzfelde, Siegfried Unseld, Ulla Berkéwicz; im Ausland: Virginia Woolf, Marcel Proust, Lawrence Ferlinghetti, George Oppen, Keith & Rosemarie Waldrop, … wie steht’s um Lektoren? Dürfen die auch nicht im Verlag, für den sie arbeiten, veröffentlichen? Wen man da anführen könnte… Wie steht’s mit Zeitschriftenverlegern? Stefan George, Karl Kraus… Abgesehen davon, dass auch Nischen denkbar sind, in denen es einem Publikationsverbot gleich käme, wenn ein Verleger sich nicht selbst verlegen dürfte.

    Noch ein Letztes an „Au Weia“: für persönliche Streitereien eignen sich private Konversationen oder Schmähbriefe an die betreffende Person. In einem öffentlichen Forum anonym Rufmordversuche zu unternehmen, das ist schon arg schwach.

    Annette Kühn & Christian Lux, luxbooks

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    • ich finde es nicht mehr als konsequent, sogar couragiert, sein eigenes buch zu nominieren, wenn man es als das aussichtsreichste im eigenen verlag ausmachen kann und dafür spricht in diesem fall sehr vieles.

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  4. Schade an Ihrem Kommentar, Au Weia, ist nur, dass Sie Ihren Namen nicht nennen.

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  5. natürlich hat es ein geschmäckle, im eigenen verlag zu publizieren, ebenso wie es ein geschmäckle hat, wenn man von einer autorin des eigenen verlags für einen förderpreis vorgeschlagen wird, ebenso wie es ein geschmäckle hat, sich selbst auf eine liste für einen sogenannten wichtigen preis zu setzen, ebenso wie es ein geschmäckle hat, wenn ein herr kuhlbrodt überall betonen muss, wie großartig die gedichte dieser verlegerin sind, warum nur, warum…und jeder jeder jeder weiß das und niemand niemand niemand sagt es, weil jeder jeder jeder mal ganz vorsichtig bleibt, es könnte ja irgendwann irgendwann irgendwann….

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  6. Bisher wurde ja noch fast nichts zu diesem Sonett als Wahrnehmungsformierung gesagt; und es könnte der Eindruck entstehen: in Frage stehe nur seine Qualität als Stilübung und/oder Reaktion auf bestimmte literaturpolitische Usancen.

    Kennt man – wie ich – die Texte nicht, auf die das Sonett von Thomas Kunst angeblich referiert, ergeben sich auch ganz andere als bloß parodistische oder satirische Qualitäten.

    „In Deutschland fällt es auf, kaum durchzudrehen“ in einer Form, die aus der Frankophonie stammt vorgebracht: ist doch sinnfällig. Die Form des Sonetts schließt fahle Resignation oder bloß niedergeschriebenes gesagtes Gemotze (canned melancholy) aus. Das Sonett ist dafür eine zu voraussetzungsreiche Form. Ich mag diese (Auratisierung vermeidende) Haltung, für die zettbeh das Werk von Thomas Kunst exemplarisch ist. In etwa: avancierter Traditionalismus. Hélas, Scheiß-Labeling … vielleicht lieber so: Ideenüppigkeit und deren eindrückliche Ausformung, statt „Gedichte und ihr postmodernes Fasten!“

    Ich rege an: Einsprechen! würde das gerne vorgetragen hören.

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    • also jungs, mein kommentar bezog sich nicht auf thommys gedicht, sondern auf den anonymen kommentar. und wer ist der webmaster ganz in meiner nähe?

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      • Sich selber verlegen finde ich OK finde ich im Falle eines Players i Betrieb gar nicht schlecht. Das schafft Transparenz. Eigndlich sollten Lyrikkritiker genötigt werden, ihre eigenen Versuche vorzuzeigen. Da sähe man ihre blinden Flecke.
        Nur hat man als seriöser Verleger ein Problem, wenn man sich selbst verlegt: Sich selber nominieren finde ich doch etwas ellenbogig, da ist man dann nicht mehr loyal gegen seine anderen Autoren oder? Auf der anderen Seite: Warum soll man sich selbst stiefmütterlich behandeln? Warum soll man ausgerechnet sich selbst vernachlässigen? Man wird sich doch so gut behandeln dürfen, wie seine anderen Autoren? Vielleicht ist man objektiv die heißeste Ware des Jahrgangs? Natürlich ist das Statement, dass sie abgab ein Knaller. Dagegen hat kein anderer Kookautor eine Chance in diesem Jahr, da wäre es fast Verschwendung und verlegerisch dumm, sich nicht auch noch selbst zu nominieren?
        Man kanns ab dem Moment wo man ein Tabu bricht, wahrscheinlich sowieso nur falsch machen. Und das Tabu ist ja nur, es so offen zuzugeben. So hintenrum veröffentlicht ja mancher, was fast seines ist. Herausgeber als Beiträger von Anthologien. Verlag des besten Freundes etc. Ist nur der Schein gewahrt, ist man fein raus.

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  7. so jetzt noch 1
    das gedicht find ich zwar nicht besonders gut, sehr wohl gut find ich jedoch, in gedichten zu bitchen, jedenfalls besser als ausserhalb von gedichten … nur mal so jetze …

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  8. 🙂

    warum ist das seltsam? es ist eine aussage, eine selbstbewusste. was ist daran seltsam?

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    • leichter als zb bei facebook ist es schon – weil hier die „webmaster“ noch richtige menschen sind. (einer wohnt sogar ganz in deiner nähe) – und zum vorigen kommentar: ist das dann nicht auch „regulierender“ oder mindestens reagierender diskurs? warum immer gleich so aufgeregt, wenn mal einer was sagt? (frag ich ganz selbstkritisch, weil ich nicht sicher bin, ob ich nicht neulich bei den stänkereien eines herrn überreagiert habe) ein überangebot von kritischem diskurs haben wir ja auch nicht gerade.

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  9. Liebe Mönche, jetzt lasst mal die Kirche im Dorf. Niemand oder fast niemand von Euch setzt sein Privatvermögen ein, um Gedichte anderer zu finanzieren. Wenn man das tut und nun mal auch Dichterin ist, warum sollte man nicht auch die eigenen Gedichte produzieren, zumal es ja auch einen Diskurs gibt, der regulierend wirkt.
    Und: das Problem sind Preise an sich: nicht die einzelnen Preisträger.
    Viel Glück Daniela!
    Jan

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  10. davon abgesehen: seltsam, daniela, sich selbst für die hotlist der independents zu nominieren.

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