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Veröffentlicht am 5. Oktober 2010 von lyrikzeitung
Christian Lehnert, Theologe und Dichter aus Dresden (Librettist auch von Hans Werner Henzes Oper »Phaedra«), hat ein vielstimmiges Großgedicht geschrieben, das vordergründig vom gescheiterten Fluchtversuch eines Ostberliner Krankenpflegers handelt. …
Wie einen solch vielfach gebrochenen Text vertonen? Der Komponist Samir Odeh-Tamimi, ein seit 18 Jahren in Deutschland lebender Israeli palästinensischer Abstammung, hat erst gar nicht versucht, die Worte musikalisch zu illustrieren. Nicht Empathie wecken die Klänge beim Zuhörer, nicht Reflexion – die Musik ist eine Übertragung der dem Text innewohnenden Drastik, Zerrissenheit und Irre in oft ohrenezereißende Geräusche. Im Hörerlebnis halten Lehnerts wohlgesetzte Worte dieser Kompositionspraxis nicht stand: Ohne die Projektion des Texts an die Bühnenwand, ohne den Abdruck des Librettos im Programmheft ginge die zugrundeliegende Sprache vollends verloren. / Martin Hatzius, ND 5.10.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Christian Lehnert, Martin Hatzius, Samir Odeh-Tamimi
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