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Veröffentlicht am 20. September 2010 von lyrikzeitung

Dieses Bild zeigt nicht 4 Varianten eines alten Chinesen, sondern 4 verschiedene Personen: 2 Kaiser und 2 Dichter. Wer rät, wer wer oder zumindest welchen Berufes ist? Auflösung folgt.
Auflösung hierunter
In der oberen Reihe von links nach rechts: die Kaiser Kao-tsu (Gründer der Tang-Dynastie) und Tai-kung, untere Reihe die Dichter Tu-Fu und Li Bai (Li Tai-po)
Aus:
Welt-Gemälde-Gallerie; oder, Geschichte und Beschreibung aller Länder und Völker, ihrer Religionen, Sitten, Gebräuche usw: . Asien 1. Bd.: China. Stuttgart: E. Schweizerbart, 1839, S. 329
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Schade. Ich wollte in letzter Sekunde noch teilnehmen, indes, im selben Augenblick, da ich die Kommentarfunktion bediene, schlägt mir wider Willen sogleich die Auflösung in den Blick.
Nun, ich hätte falsch gelegen und die beiden Herren jeweils rechts für die Dichter gehalten. Den oberen, indem er ein recht hübsch durch Wirbel und Häkchen ornamentiertes Bärtchen trägt, das zudem von einem kühnen Winde bewegt scheint, wie er dem Dichter gewöhnlich um die Ohren resp. eben das Bärtchen weht, was ihm Anmut und Kühnheit über die Massen verleiht. Hinzu kommt, dass ein Lächeln seine Lippen sanft zu umspülen scheint, wie es ebenfalls dem Dichter unumgänglich eignet. Auch verraten die leicht zusammengepressten Augen, wiewohl allgemeines Kennzeichen jeden Asiatentums, eine hervorragende Großzügigkeit seines Weltblicks, die gewiss – und wenn auch zuweilen um den Preis einer Trübung seiner Bilder – leichter verzeiht, wie es ebenfalls dem Dichter zukommt. (Man siehe dagegen die großen Augen des Herrn links, dessen ungleich schärfere und edlere Züge auch sonst unwiderruflich den Herrscher zeigen.) Die Person unten rechts wiederum trägt offenbar ein Schleifchen im Haar, gewöhnlich ein sicherer Ausweis des Poeten, stellt es doch die ineins schöne und nutzreiche Ausschmückung seiner Rede aufs Trefflichste für. Dass eine gewisse Blässe des Abbilds hinzukomme, mindert den Rang des abgebildeten Dichters nicht notwendig, wenn sie auch auf eine gewisse Kränklichkeit vermuten läßt, die gleichwohl den von Genie und Ethusiasmo gar übel gepeinigten Leib vieler Schützlinge des Apoll zu allen Zeiten ebenfalls trefflich fürstellt.
Nun, Kinese ist eben Kinese, Dichter oder Kaiser, lauter oder leiser. – Es lebe die Ars memorativa.
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