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Veröffentlicht am 25. Juli 2010 von lyrikzeitung
Kai Grehn macht das Unmöglich möglich: Er inszeniert das beeindruckende Hörspiel von Herta Müllers „Atemschaukel“
Das Hörspiel gibt dem Ohr gleich einen Notenschlüssel fürs Verständnis mit. Es beginnt – anders als Herta Müllers Roman „Atemschaukel“ – mit Oskar Pastiors Gedicht „Die Suppe war einmalig“, gesprochen vom Verfasser selbst. Da weiß jeder sofort, dass es hier um die Lebensgeschichte des Dichters Oskar Pastior geht. Der Prolog in Versen stimmt ein auf das, was den Hörer erwartet: ein Gemisch aus gleitenden Gedanken, eine dahinfließende Legierung aus schöner Sprache und unbekömmlichen Dingen. Grauen und Traumsequenzen lassen Spielräume zu: „Erlaubt war alles“, sagt das Gedicht. Im Paradoxen, im subtil sarkastisch kredenzten Aberwitz eines tödlich ungenießbaren, irreal anmutenden „Gebräus“ aus Gegensätzlichem treffen sich die Intentionen Oskar Pastiors und der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller. Todesangst im Zwangsarbeitslager und lebensrettende Flucht in die Fantasie sind die einander bedingenden Pole.
/ Dorothea von Törne, Die Welt 24.7.
Kategorie: Deutsch, Deutschland, RumänienSchlagworte: Dorothea von Törne, Herta Müller, Kai Grehn, Oskar Pastior
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