84. EEE-Teil 6: Doppelt-direkte Hommage an den größten „TEMPEL OHNE DACH UND WÄNDE“

Aus der Serie über das „ekstatisch-empirisch-esoterische mOMent der Direkten Dichtung“ – diesmal: Direkte Mobilfotografie mit Gedicht für ehemaligen Tempelhofer Flughafen

„es war daher nur eine frage der zeit, bis einige tapfere junge leute den tempel stürmten und flugblätter mit antitouristischen manifesten verteilten. da diese unterste untergrundbewegung dank rein telepathischer vernetzung unbemerkt über jahrhunderte gewachsen war, gab es keinerlei staatlichen widerstand. an den obersten positionen des militärs saßen nämlich inzwischen heimliche lochisten und sogar der präsident hatte schon einmal das marmorne tempelloch unerkannt incognito durchschritten und dabei dessen vermögen gespürt, den menschen in die TOTALE GEGENWART als seine offene mitte heimzuholen. und so wurde mit etwas verspätung zu guter letzt doch noch das ziel erreicht, die ganze menschheit nach und nach an die kosmische unendlichkeit zu gewöhnen, um in familiärem frieden miteinander zu leben und weder kunst noch personenkulte als ersatzdroge zu benötigen. die löcher in den seitdem weltweit errichteten tempeln entfalten nun endlich ihre ganze undogmatische wirkung.“

De Toys, 3.-6.1.2005 @ www.TRANSRELIGIOSITAET.de :
Auszug aus „DAS POSTHUME EIGENLEBEN (DIE INSZENIERUNG UND INSTRUMENTALISIERUNG DES NACHRUHMS ZU LEBZEITEN)“ als Filmdrehbuch-Entwurf für „DAS LÖCHERNE ZEITALTER“

G&GN-INSTITUT BERLIN-NEUKÖLLN / Tom de Toys knipst schon seit Kölner Zeiten für sein Leben gern brüchigen Asphalt. Köln war (oder ist noch immer? was sagt stan lafleur?) voller Stellen auf den Straßen, wo die Pflastersteine der alten Fahrbahn wie offene Wunden durch Abnutzung der modernen Asphaltdecke erscheinen. Was ihm Anfang der Neunziger aufgrund seines Faibles für vorsätzlich „schlechte“ und „billige“ Technologie (aus Trotz gegen inhaltslose Perfektion) die Pocketkamera war, ist für ihn heutzutage in Neukölln das „verpixelte“ Mobiltelefon: Mit einem Nokia-Handy fotografierte er im Februar und März 2008 drei Sonnenuntergänge am damals noch mit Stacheldrahtzaun geschützten Tempelhofer Flugplatz, als er dank seines Jobs im Schillerpalais sowieso täglich gleich um die Ecke weilte. Jetzt zeigt er in einem brandneuen Online-Foto-Album neben den drei bereits „historisch“ zu wertenden Fotos (SPIEGELTEMPEL, FRONTSONNE und LiCHTBAHN) über 30 topaktuelle Aufnahmen vom „TEMPELHOFER FELD“ (so der offizielle Name des Parks), das von vielen Bürgern geliebt und genutzt – oder um es toysianisch zu sagen: „angenOMmen“ wird, denn so lautet die Domain seiner Dokumentation: www.angenOMmene.de . Den vorläufigen Abschluß der Fotostrecke bildet in Anlehnung an die frühere Copy-Art-Technik der Prä-Computer-Ära (man erinnere sich an die vielen Underground-Egozines von über 600 jungen Dichtern im deutschsprachigen Raum: eine subversive Front aus Scheren, Klebstoff und stinkenden Kopierern) eine digitale Montage jenes Gedichts, das mitten im Flugfeld entstand, auf einer Nahaufnahme der ehemaligen Rollpiste:

http://www.myspace.com/tomdetoys/photos/17001023

Tom de Toys, 15.7.2010
© POEMiE™ @ www.angenOMmene.de

KYBERNETISCHE ALCHEMIE

tempel ohne dach und wände
ultraviolettes licht
von horizont zu horizont
die erde entpuppt sich
als multidimensionale matrix
einander durchdringender
feinstaubschichten
aus plastik und gold
deines nervenlabyrinthes
im offenen feld
sonne satt
wind weht gnadenlos
für die freien seelen
hat alles sinn
WEIL ES IST
und im besten fall
liebe erlaubt
wie ein wunder
der pfeil zeigt
in alle richtungen
wir heben nach unten ab
das raumschiff kreuzt
einige unsichtbare bahnen
von geschwistern
in parallelen welten
bis sich das gewählte
schlupfloch zwischen
den pupillen der planeten
als bewohnbar erweist
so schwarz wie lichtlos
dampfende kristalle
ohne oberfläche
dunkles glühen
der unendlichkeit

Gedicht entnommen aus dem myspace-Album mit bisher 36 Abbildungen:
„TEMPEL OHNE DACH UND WÄNDE“ @ www.angenOMmene.de =
http://www.myspace.com/tomdetoys/photos/albums/tempel-ohne-dach-und-w-nde/1262456

Paralleles Asphalt-Fotoprojekt (incl. englischem Gedicht!) seit 2008:
„BROKEN BIKES (Modern Middle Ages)“ @ www.NEUROSMOG.de =
http://www.myspace.com/tomdetoys/photos/albums/broken-bikes-modern-middle-ages/825797

Weitere ausgewählte digitale Poemie-Collagen @ www.wOManticum.de

9 Comments on “84. EEE-Teil 6: Doppelt-direkte Hommage an den größten „TEMPEL OHNE DACH UND WÄNDE“

  1. 8 neue tempelfotos vom 14.8.2010 im album, einem feucht-kühlen bewölkten tag, an dem der park besonders still und erholsam wirkte:
    http://www.myspace.com/tomdetoys/photos/albums/album/1262456?page=3
    in vorbereitung für das tempel-album außerdem eine serie ausgewählter aktueller fotos der insel FÖHR, um die erstaunlichen parallelen zwischen stadtpark & insel-atmosphäre aufzuzeigen – natürlich nicht ohne ein waschechtes urlaubsgedicht im poemie-design 🙂 ticker mit exklusiv-erstveröffentlichung für L&POe folgt in bälde… ahoi!

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  2. wir duerfen/muessen in koeln seit deinem wegzug, auch wenn ich selbigen nicht als kausale koinzidenz werten mag, zunehmend groeszere, fuer unsere kleinen menschlichen begriffe gar bisweilen: monstroes das buergerwohl absorbierende loecher sowohl im staedtischen boden, als auch im politisch-strategischen denken bestaunen, fuer welche die seinerzeit von dir beobachteten asfaltluecken heuer allenfalls als omen taugten: fuer einen lochismus-forscher geradezu paradiesische zustaende/voraussetzungen.

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