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Veröffentlicht am 26. März 2010 von lyrikzeitung
Dem der liest
Unsern Nachbarvölkern dies verkünd ich:
Der Pole ist kein Ganter, ist der Rede kundig!
Schwatz nicht wie andre: Was gehts mich an?
Bedenk wie bald ein Mann geknechtet werden kann!
(1562)
Do tego, co czyta
A niechai narodowie wzdy postronni znają,
iz Polacy nie gęsi, iz swój język mają!
Nie mów tak jako drudzy: – A co mnie do tego?
Bo nie w czas, gdy juz cwiczy niewola kazdego!
Original aus: Sto wierszy polskich. Hundert polnische Gedichte, ausgewählt und übertragen von Karl Dedecius. Kraków: Wydwnictwo Literackie 1989, S. 8. (Die obige deutsche Fassung von Michael Gratz)
Mikolaj Rej (1505-1569), genannt der „Vater der polnischen Literatur“, war einer der ersten Polen, die in ihrer Muttersprache schrieben. Sein Text sprach mich an, weil er auf schlichte und schlagende Weise die „ursprüngliche Geste der Mitteilung“ (Brecht) hat. Ursprünglich auch im Wortsinn einer Ur-Frühe. Der erste kann ganz selbstverständlich für und an alle* sprechen, von Volk zu Volk. Ähnlich in dem Gedicht „Moralia“ von Biernat z Lublina (1522), dessen Anfang in der Nachdichtung von Karl Dedecius so lautet:
Was Fabeln lehren, erfahre!
Damit sagt Äsop das Wahre.
Drum laß dich vom Gleichnis leiten,
Verachte nicht Einzelheiten!
Durch einfache Worte kommen
Wir nämlich näher dem Frommen.
Zum Beispiel, wie kluge Raben
Die Füchse zum Narren haben.
(A.a.O. S. 7)
* alle, soweit sie lesen – das war demnach schon am Anfang klar.
Kategorie: PolenSchlagworte: Biernat z Lublina, Karl Dedecius, L&Poe-Anthologie, Mea: Poetologisch, Mikołaj Rej
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