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Bereits die ersten literarischen Zeugnisse des zwanzigjährigen Hilfslehrers Kaser geben den melancholischen Grundton der Sammlung vor, sprechen von seinen Ängsten, von seiner inneren Zerrissenheit, die ihn als Mensch und als Künstler sein Leben lang begleiten werden: „Nun bin ich der Fremdling meiner selbst, der Trost sucht, wo es ihn nicht gibt: bei Bier und Wein.“ Ohne Schulabschluss, ohne Geld, ohne familiären Rückhalt, hungrig, frierend, hoffnungslos, doch nie ohne feine Ironie seiner Umwelt und sich selbst gegenüber kämpft Kaser um seine Existenz als Dichter: „meine lichtblicke sind gezaehlt und wenn dann sehen sie so trist aus dass nur schlafpillen stricke rasierklingen und schnaps dagegen helfen. wie froh waere ich wenn alles so witzig waere wie es klingt. es ist ernst. ich gebe keine verspechen mehr ab weil ich sie nicht halten werde ich lege die haende in den schoß und um die hoden.. ich hasse jede art von aktion.“
Bei Kaser verschränkt sich die Rede über sich selbst stets mit der Rede über sein literarisches Schaffen, der Mensch Kaser ist in seinen schriftlichen Zeugnissen stets auch der Dichter N.C. Kaser. Ob implizit oder explizit, stets reflektiert Kaser sein Schreiben als Spiegel seines Lebens und vice versa, sein Kunstbegriff ist existentiell, der Einsatz ist nichts Geringeres als die eigene Person. Und die Gefahr ist groß: „ich habe mich totgeschrieben (…) ich glaube mir selbst nicht mehr. ich verdruecke mich ins lager der taubstummen. ich habe nichts mehr mitzuteilen.“ / Martina Wunderer, fixpoetry.com
Raoul Schrott (Hg.): N. C. Kaser elementar. Ein Leben in Texten und Briefen. Ausgewählt von Raoul Schrott. Haymon, Innsbruck und Wien 2007.
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