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Mögen Sie denn Gedichte?
Jetzt schon. Aber vor dem Film? Da lehnte ich sie ab, wie alles, was ich nicht verstehe. Blöd, aber es ist so. Ich bin nicht über Keats‘ Gedichte zum Filmstoff gekommen, sondern über seine Lebensgeschichte.
Was hat Sie daran interessiert?
Es ist die Geschichte eines Mannes, der sein Leben genau in dem Moment findet, in dem er es verliert. Und eine romantische Liebesgeschichte durchlebt. Dabei war er gar nicht romantisch, bevor er diese Frau traf. Im Gegenteil, er hat sich darüber lustig gemacht, wenn einer seiner Freunde sich verliebte. Er fand das idiotisch, dachte, in seinem Leben dürfe nichts anderes Platz haben als Poesie. Und sagte, Poesie ist wie nackt in einen See springen.
Ist das wirklich so?
Manchmal schon. Natürlich gibt es auch Gedichte, die einen kalt lassen. Es ist wie bei einem Gespräch. Manchmal kommt man gemeinsam irgendwo hin. Manchmal bleibt man stecken.
Und manchmal versteht man einfach nicht, was gemeint ist.
Ich habe in meinem Leben akzeptieren gelernt, dass es Geheimnisse gibt. Und Gedichte können einige davon beantworten. Es ist wie mit dem Lächeln von Da Vincis Mona Lisa. Das fasziniert auch immer wieder neu. Aber wenn man aufschreiben will, wieso das so ist, zerfallen die Worte. Man müsste vielleicht ein Gedicht darüber schreiben.
Die Gedichte von Keats kamen zu seiner Lebenszeit nicht an, sie wurden ständig verrissen.
Ja, das ist interessant. Richtig gut wurde er erst, als er nicht mehr um jeden Preis ein grosser Dichter werden wollte. Sondern ohne Ambitionen für sich schrieb. Erst da entstanden wunderbare Gedichte wie die «Ode an die Melancholie», die er wie einen Kurzfilm konzipierte. Als jemand, der auch um Ansehen und Beachtung kämpft, verstehe ich das gut.
/ Die Filmregisseurin Jane Campion über den Dichter John Keats, romantische Liebe und den Ritt auf einem kleinen Pferd. Gespräch mit Matthias Lerf, SonntagsZeitung 27.12.
ich war heut nachmittag im keats-film „BRIGHT STAR“, der mich zu folgendem poem inspirierte (man muß den film sehen, um die metaphern als sehr konkret gemeint zu begreifen anstatt als metaphern):
Tom de Toys, 28.12.2009 (21:42h @ Yuma-Bar)
GROßE LIEBEN NULL KOMMA EINS
(ADULTS LOVE ZERO POINT ONE)
wie verlieben wo doch du noch lebst?
und wen beim namen nennen
wenn dein ewiger zu meiner seele spricht?
ein welches lächeln frei erwidern
obwohl du klammheimlich weinst?
das leben bietet mir nur fragen!
was ein glück daß es als ganzes
wenigstens vorhanden ist.
ich atme tür an tür zu dir.
die zimmer ohne wände.
alle fenster bei uns beiden weit geöffnet.
ja die welt ist klein geworden.
sofas haben neuerdings schon überlänge.
und die ganze menschheit paßt jetzt zwischen uns.
wir stoßen in gedanken an.
mit hohen halbvollen gläsern.
wünschen die liebe wie damals herbei.
© POEMIE™ G&GN-Institut
und dieses video über den tod entstand noch vorort im kino:
http://www.youtube.com/watch?v=qwMK9kWo-mw
das ist das „filmtheater am volkspark friedrichshain“, ein sehr schönes programmkino (aus der feinen yorck-gruppe, trotzdem sehr schön große leinwand!), lohnt sich unbedingt, den film DORT zu sehen, und besonders nachmittags, wer das alleine-sitZEN im saal auch so genießt wie ich. ich hasse die üblichen „wie-fandst-du-den-film“-gespräche danach :-))))
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