139. Lochgebet: Transdualismus contra Flachlandspiritualität

Das 15. „TRANSRELIGIÖSE GEBET FÜR DAS 23.JHD.“ als Poetryclip

„Uns allen, vor allem uns Deutschen, ist von Kindheit auf mit jedem Wort unserer Lehrer und unserer großen Dichter eine platonisch-idealistische Grundeinstellung so radikal eingebleut worden, daß sie uns selbstverständlich ist. (…) Auch heute noch blickt der Realist nur nach außen und ist sich nicht bewußt, ein Spiegel zu sein. Auch heute noch blickt der Idealist nur in den Spiegel und kehrt der realen Außenwelt den Rücken zu. Die Blickrichtung beider verhindert sie zu sehen, daß der Spiegel eine nicht spiegelnde Rückseite hat, eine Seite, die ihn in eine Reihe mit den realen Dingen stellt, die er spiegelt: Der physiologische Apparat, dessen Leistung im Erkennen der wirklichen Welt besteht, ist nicht weniger wirklich als sie.“
Konrad Lorenz, in: „DIE RÜCKSEITE DES SPIEGELS“ (1973)

G&GN-INSTITUT BERLIN (New Cologne) / Tom de Toys setzt sich in seiner „perinzendental-präsentOMatischen“ Lyrik schon immer schwernullpunktmäßig mit dem „TOTALEN“ JETZT als „ganzheitliche Leistung“ (Jean Gebser, in: Ursprung und Gegenwart) auseinander, um seine eigenen paranormalen Jugenderfahrungen zu verarbeiten. Nachdem er nun bereits sein allererstes Beispiel für „Direkte“ Dichtung von 1989 (KONTAKT) sowie ein Paradebeispiel für Quantenlyrik von 2003 (RAD incl. der Vorlage PARADIES von 1993) als 10.+11.Poetryclips eingesprochen/verfilmt hat, erweitert er seine interdisziplinären Fusionen nun um ein Genre, in dem er zuletzt 1988 tätig war: die Bildhauerei. Damals schuf er einen handgroßen Schädel aus Ton unter dem Titel SCHATTEN, dem jetzt die neue Skulptur ANTI-SCHATTEN als komplementäre Ergänzung gegenübergestellt wird. Für den 12.Poetryclip „INTEGRALE INZUCHT (KYBERNETISCHES KITZELN)“ vom 24.11.09 filmte De Toys diesen neuen Tonkopf in einer rasanten Weise, die das Thema der Beidseitigkeit bzw. „Keinseitigkeit“ des Tao beleuchtet, das ein Zen-Meditierender durch das Knacken von Koans zu verstehen versucht. Dementsprechend polemisiert der Begleittext zur dazugehörigen neuen Domain „TRANSDUALISMUS.de“ die sprachlichen Schwierigkeiten beim poetischen Versuch, das dualistische Denken zu überwinden:

„(…) Leider werden in der heutigen Flachlandspiritualität die pseudo-mystischen Angebote für die präpersonal non-dualistische Sehnsucht spirituell suchender Menschen gerne als transpersonaler TRANSDUALISMUS vermarktet, obwohl die veraltete dialektische Sprache mit ihren per se redundanten Begrifflichkeiten nur psychistisch konditionierten Anfängern suggeriert, sie würden den klassischen Käfig des „heiligen Hickhack“ transZENdieren (…). Das wirklich postmetaphysisch-kybernetische Moment der anti-hierarchischen „letzten“ Realität zeigt sich erst im ABSOLUTEN ANKOMMEN als „Grundlose Inwesenheit“ (statt des religiös AN- oder AB-wesenden, der sich der kosmischen URNÄHE immer nur asymptotisch frustriert frömmelnd nähert): diese „Ebene“ ist keine eigene Ebene mehr sondern das Gewahrsein aller Ebenen als in sich ruhende Bewegung der leeren Materie. (…)“

Hier der youtube-Poetryclip zum Hören & Sehen:
(=> http://www.youtube.com/watch?v=aXW7RbziZE8 )

Und das gesprochene Lochgebet zum Lesen:

Tom de Toys, 24.11.2009

INTEGRALE INZUCHT (KYBERNETISCHES KITZELN)
[15.TRANSRELIGIÖSES GEBET FÜR DAS 23.JHD.]

diese leere ist keine andere seite
einer angeblich kosmischen medaille
sie quillt aus jeder pore als selbst-
leuchtende spiralwolke OHNE MITTE sie
strömt durch die fülle der struktur
UND liegt weder vor noch hinter der so-
genannten materie die leere ist nur eine
dimension des ineinander verschachtelten
ganZen wie alles andere unendlich UND
ewig durch alle zeiträumlichen
richtungen durch UND durch

was ist innen UND was ist außen
was morgen UND gestern
wenn alles gleichzeitig überall

ist UND NICHT ist

kein impfstoff vernichtet das
unerhörte nichts dieses
bOMbastisch stille ungeheuer

keine schöpfung kein schöpfer
nur wahr nehmendes schöpfen von
stumm platZenden tropfen im ozean
still stehender riesenwellen
elektrisch tanZender nullen als
strudel orchestraler atOMorgien
kein urknall das universum macht mit
sich selber gesetzlose liebe UND
dankt für die aufmerksamkeit einiger
zeugen am urpuls der lautlos
spukenden wahrheit

© 2009 by Trademark POEMiE™, G&GN-Institut Berlin-Neukölln
(in: „LOCHiSMUß LEiCHTGEMACHT“, G&GN-Verlag 2010)

ORIGINALQUELLE DER ERSTVERÖFFENTLICHUNG: http://www.TRANSduALISMUS.de
WEITERE POETRYCLIPS AUF ODER UNTER: http://www.POETryToGo.de

3 Comments on “139. Lochgebet: Transdualismus contra Flachlandspiritualität

  1. sorry, es heißt nicht kaon wie kaos oder kanon sondern KOAN wie koalabär oder koalition – meine schuld 🙂 gruß aus dem durchwachsenen neukölle: sonne, wolken, wind, alles da, nur das meer fehlt (mir) fürchterlich… (berlin liegt AUF dem strand, hab ich gehört)

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