96. Stimme der Entwurzelten

Mit dieser international wichtigsten Literaturauszeichnung wird der Blick auf die Themen gelenkt, die diese Autorin bewegen – die Erfahrungen im totalitären Ceausescu-Regime, die Verfolgung von Schriftstellern und anderen Intellektuellen, die widerständig sind in Diktaturen, zensiert, eingesperrt, verfolgt und vertrieben werden. Sie schildert diese Erfahrungen ohne falsche Sentimentalität oder erhobenen Zeigefinger, übersetzt die historische Wirklichkeit mahnend kompromisslos in eine unnachahmliche, poetische Sprache.

„Aber ich ging in meinen Gedanken in ein Gedicht und wusste genau, sie wissen gar nichts über mich.“
Herta Müller, Nobelpreisträgerin, über die Verhöre in Rumänien

Der Schreckensherrschaft setzt sie eigene Wortschöpfungen entgegen wie einst Else Lasker-Schüler – „Atemschaukel“, der Titel des jüngsten Herta-Müller-Romans, ist eine davon. Die Heimatlosigkeit, von der das Nobelpreiskomitee in seiner Würdigung spricht, kommt aus ihrer Erfahrung des Totalitarismus, der Allgegenwart von Angst, Misstrauen und Gewalt. Herta Müller ist eine der wichtigsten Stimmen jener Entwurzelten, die aus ihren Heimaten fliehen mussten und noch immer vertrieben werden, solange es machtgierige Politiker gibt. Dem Ziel des Zeigens dient auch das Zentrum für verfolgte Künste im Museum Baden. / Solinger Tageblatt

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