67. Zum Tod von Jacques Chessex

1954, im Alter von zwanzig Jahren, veröffentlicht Jacques Chessex sein erstes literarisches Werk, einen Gedichtband, «Le Jour proche». Schon hier ist ein brüchiger Ton zu vernehmen, eine oft bleierne Stimmung, die geprägt ist von Einsamkeit, von Mangel, Trennung und Todesnähe, eine Atmosphäre, die sich in seiner Lyrik noch öfter finden lässt. In rascher Folge wird er drei weitere Gedichtsammlungen publizieren und sich einen Namen machen als Lyriker, bevor er 1962 mit «La Tête ouverte» erstmals ein Prosawerk publiziert. …

Am vergangenen Samstag hätte Chessex in der Solothurner Galerie Artesol eine Ausstellung seiner Bilder eröffnen sollen. Dazu ist es nicht mehr gekommen. Am Tag zuvor ist er – eingeladen zu einer Veranstaltung, welche die Theaterfassung seines Romans «La Confession du Pasteur Burg» begleiten sollte – völlig unerwartet tot zusammengebrochen, in der Stadtbibliothek von Yverdon-les-Bains, inmitten von Büchern. Was nun bleibt, sind die Bücher dieses Autors, des wohl bedeutendsten, den die Romandie in den vergangenen Jahrzehnten gekannt hat. / Martin Zingg, NZZ 12.10.

Für den 1973 veröffentlichten Roman «L’Ogre» erhielt Chessex – als erster Nicht-Franzose und bisher einziger Autor aus der Schweiz – den Prix Goncourt. In Les Temps lese ich: „Er war mehr Waadtländisch als Schweizerisch“.

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