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Eine poetische Festschrift für den grossen österreichischen Dichter
Nur zwei Annäherungsweisen scheinen die Jandlschen Gedichte zu verbieten – die parodistische und die imitative. Versuche dieser Art werden denn auch tunlichst unterlassen, und es bleibt im Wesentlichen bei extrapolierenden Lektüren und poetischen Fort- oder Umschreibungen.
Letztere führen in eindrücklicher Vielfalt die Techniken vor Augen, die zur Herstellung von «Gedichtgedichten» (Oskar Pastior) eingesetzt werden können, von Gedichten mithin, die aus bereits vorliegenden andern Gedichten neu entstehen durch die Manipulation einzelner Formelemente oder den strukturellen Umbau ihrer Gesamtanlage. Vorrangig sind dabei die Verfahren des Ersetzens oder Vertauschens bestimmter Elemente, der Varianten- oder Reihenbildung, aber auch der Kontamination und der Elimination. In solcherart abgeleiteten Textgebilden kann die Vorlage mehr oder minder deutlich durchscheinen, etwa dort, wo eine Jandlsche Schlusszeile («kein publikum zu fürchten, zu erhoffen») anagrammatisch zur Anfangszeile eines Folgegedichts verformt und verdichtet wird: «hoffürcht in jandlgsumm»; oder wenn in einem vorliegenden Gedicht das lyrische Ich in die dritte Person und die dritte Person wiederum in die erste umgeschrieben wird, so dass für die Verse «hin ich trat falls der / blieb wo er stand als ich / zu ihm trat . . . » nun voraussehbar steht: «hin er trat falls ich / wo ich stand als er / zu mir trat . . .». / Felix Philipp Ingold, NZZ 23.9.
«von Jandl weg auf Jandl zu». 47 Begegnungen und Überlegungen. Herausgegeben von Reinhard Urbach. Czernin-Verlag, Wien 2009. 102 S.
Wir möchten höflich auf eine Publikation hinweisen , welche lesensenswert tiefer schürft als die beliebten Künstleranekdoten ( denn : Wer , bitte schön , hatte in Wien nicht seine eigene Episode mit Ernst Jandl ?! ) :
Michael Hammerschmid und Helmut Neundlinger : “VON EINEN SPRACHEN”. POETOLGISCHE UNTRSUCHUNGEN ZUM WERK ERNST JANDLS – Innsbruck – Studienverlag 2009 .
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