80. Jorie Graham

Ohne Zweifel ist die 1950 geborene Amerikanerin Jorie Graham eine der legitimen Erbinnen der grossen Marianne Moore. Komplex, hochvirtuos, voller Anspielungen und Zitate präsentieren sich Grahams Dichtungen. Ihr im Original erstmals 1991 erschienener Band «Region der Unähnlichkeit» ist ein langer Versuch, die Möglichkeiten und Grenzen der Sprache auszuloten. Durch die Überblendung verschiedener Zeit-, Ereignis- und Bewusstseinsschichten entsteht eine gestaffelte Gedichtrealität, die aus dem Jetzt der Sprache lebt und den Riss aufzeigt, der durch die Phänomene und die Sprache selbst verläuft. «Gehalten wird vom historischen Augenblick seine Unhaltbarkeit», fasst der Übersetzer Werner Hamacher in seinem profunden Nachwort die Grundaussage zusammen. Aus dem Gestus des Entdichtens, aus der Lücke entsteht das Offene, die Wende: «Wahl ist was das Sinnliche hier das herrliche Hier ruiniert – / die Schönheit ruiniert, / Wahl die Bewegung die die Hüllen aus Licht zerreisst, die immer engeren Hüllen / der Schichten des / Wirklichen». Auf grossartige Weise verbinden sich in diesem Band präzis eingefangene sinnliche Beobachtungen mit philosophischen Überlegungen./ NZZ 20.8.*

Jorie Graham: Region der Unähnlichkeit. Aus dem Amerikanischen übersetzt und mit einem Essay von Werner Hamacher. Urs Engeler Editor, Basel und Weil am Rhein 2008. 218 S., Fr. 48.–.

*) ist schon eine Weile her, aber das Buch kann man ja auch heute noch kaufen und lesen.

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2005    Nov    #90.    Philadelphia feiert
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