Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Veröffentlicht am 25. Juli 2009 von lyrikzeitung
Ein Altersbuch, in mehrerer Hinsicht. Einerseits in den Themen, den Motiven. Erika Burkart, die Grande Dame der Schweizer Literatur, geht auf die neunzig zu, ist in die „späten, die kurzen, / immer kürzeren Jahre gekommen, / da Gott sich zerstreut“. Ein Firnis von Abschiedsstimmung, von Melancholie des Verlusts liegt so über den Gedichten des neuen Bandes „Geheimbrief“. Leben vollzieht sich im abgetönten Licht des Bewusstseins, dass „praktisch alles, womit du so lebst, / Morgenbäume, geliebte Menschen, / Bücher und Abendfenster, // untergeht“. Nachts um zwei (viele dieser Poeme sind Spätnacht- oder Frühmorgengedichte) erwacht sie und sieht die „krebskranke Mutter“, die „krebskranke Schwester“. Die eigene Vergänglichkeit rückt in den Blick. In der Septemberstille des Hochmoors tickt „mein / verängstigtes Herz“ gegen den hörbar gewordenen „Basso ostinato der Zeit“. Zur „schwarzen Beere / ist mein Leben geschrumpft, / ist bitter, / hält sich verborgen, hoffend, / der Dunkle Vogel / finde sie nicht“. / Hans-Dieter Fronz, Badische Zeitung 25.7.
Erika Burkart: Geheimbrief. Gedichte, Ammann Verlag, Zürich 2009. 86 Seiten, 17,95 Euro
Kategorie: Deutsch, SchweizSchlagworte: Erika Burkart, Hans-Dieter Fronz
Kann zu diesem Blog derzeit keine Informationen laden.
Neueste Kommentare