37. Gedichte von Andrea Heuser als Performance in München

Eine nach der anderen überqueren die Performerinnen zwischen bunten Klappstühlen und einer Rampe mit Basilikumtöpfen die Bühne, entschwinden durch die Tür gegenüber dem Zuschauerraum. „Vor dem Verschwinden“ hieß das Auftaktprojekt nach dem gleichnamigen Gedichtzyklus von Andrea Heuser, mit dem Tomma Galonska und Anne Wodtcke im Schwere Reiter die Reihe „P|2 Poesie & Performance“ eröffneten.

Mit Gesang, rhythmisierter Verfremdung und Bewegungssequenzen versuchen die Mezzosopranistin Martina Koppelstetter, die Tänzerinnen Anna Holter, Gabi Geist und Inge Rassaerts die Textkompositionen auszuloten, poetisch komprimierte Impressionen, die abrupt abbrechen, sich verflüchtigend fortklingen. Man kann nun kaum davon ausgehen, dass die Lyrik Andrea Heusers jedermann vertraut ist, und leider dauert es ziemlich lange, bis deren Sinnlichkeit und barocke Bilderfülle hör- und fühlbar wird. Gedichtzeilen lösen sich in hexenhaftem Raunen und Kichern auf, verwandeln sich in Worte, zerstückelt in eine Folge von Schreien, herausgebrüllt wird die „bienensommerwetterstille“. Zu sehr dominiert zunächst Hysterie die Inszenierung, zu wenig fängt sie den Klang von Heusers Sprache ein, den flirrend aufleuchtenden Widerschein entflohener glückssatter Momente, das Verlangen, sich lebenstrunken kindergleich mit Gegenwart vollzusaugen, wissend, dass sie, kaum wahrgenommen, schon vergangen ist. …

Erst spät wird es möglich, sich auf Heusers Lyrik wirklich einzulassen. Da treten die Performerinnen nach vorn, singen und rezitieren das Gedicht „Fragen“, erinnern an die Sommer „in all den altkleidersprachen“, die „buntstiftblumen“. Was man sich einstimmend gewünscht hätte, spart Regisseurin Galonska für den letzten Part des Abends auf. Und tatsächlich gewinnt dieser schließlich an konzentrierter Expressivität, entlässt einen versöhnt und gespannt auf das nächste Projekt der Reihe. / PETRA HALLMAYER, SZ 17.7. http://www.sueddeutsche.de/K5P385/2970822/Buntstiftblumen.html

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