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Veröffentlicht am 21. Februar 2004 von rekalisch
Ein intimes Verhältnis zu ihrer Sprache pflegen die Isländer, die, wenn sie denn wollten, mittelalterliche Prosa fast ebenso mühelos lesen könnten wie die Tageszeitung. Fremdwörter halten sie von ihrer Sprache fern, für neue Phänomene suchen sie nach eigenständigen Lösungen. So schuf vor bald fünfzig Jahren ein Professor ein isländisch-englisches Spezialwörterbuch der Flugzeugsprache. Ob sich ein Wagemutiger findet, um das Werk ins 21. Jahrhundert hinein fortzuführen, bleibt abzuwarten. Die technische Terminologie des 20. Jahrhunderts hat man vollständig islandisiert. Der Computer ist weiblichen Geschlechts und wird «tölva» genannt, was sich auf «völva» reimt – die Seherin, die Frau mit dem Zauberstab, die in einem tausend Jahre alten Gedicht dem Götterchef Odin (deutsch: Wotan) das Schicksal der Götter und Menschen prophezeite. / Aldo Keel, NZZ 21.2.04
Kategorie: Island, IsländischSchlagworte: Aldo Keel
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