1. Letternmusik im Gaumentheater

A.J. Weigoni trägt seine Gedichte nicht einfach vor, er gestaltet und verwirklicht sie. Es geht ihm um die Wahrhaftigkeit des Wortes. Seine Gedichte sind eine tonale Komposition mit sprachlichen Mitteln. Er vermag es poetische Performances zu Ereignissen zu machen, weil er den richtigen Rhythmus und die Melodie findet. Unangestrengt schafft er geflüsterte, gesprochene Sprachkunstwerke. … Durch Intensität und Differenziertheit der Wahrnehmung, die in eine genuine Sprachmusik umgesetzt ist, rhythmisch, lautmalerisch und konsonantenreich macht er Sprache als Material sichtbar. Als SprachSpiel mit der Aufforderung zum Mitspielen. … »Letternmusik im Gaumentheater« ist ein Platz für den artistischen Bau autarker Sprachkonstrukte ausserhalb der alltäglichen Rede und normierter Sprachregularien. Dieses Freigelassene, Strömende entsteht durch Präzision, Klarheit und Konzentration. Diese Gedichte oszillieren zwischen dem lyrischen Protestgedicht und dem politischen Liebesgedicht. Sie sollen daran erinnern, was Poesie ursprünglich war: Gesang, Melodie und Rhythmus, Reim und Versmass, Litanei und Mythos. Einst waren Interpreten Barden, Schamane, Seher, Troubadoure, waren Reisende in Sachen Liebe und Moral… im digitalen Zeitalter geht der Schrift der Sinn und damit die Sinnlichkeit immer mehr verloren; so scheint es. A.J. Weigoni sucht mit atmosphärischem Verständnis die Poesie im ältesten „Literaturclip“, den die Menschheit kennt: Dem Gedicht!

Matthias Hagedorn (Pressesprecher des Projekts) / 1.2.04

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