Echter falscher Dichter

«Er ist ein merkwürdiger Kopf, halb genial und halb dilettantisch, echter Dichter, sobald er parasitische Dichtung schreibt, ein falscher Dichter, sobald er sie aus dem eigenen Inneren schöpft, der wahre Alexandriner, der fremde Bildung mit grösserer Intensität und mit grösserer Reinheit empfindet als die eigenen Gefühle – übrigens unter den heutigen Dichtern einer der wenigen, der die historischen Wissenschaften kennt und achtet, das heisst einer der wenigen wirklich gebildeten, und der nicht Barbarei zur Schau trägt; im übrigen ein unterhaltendes und wunderbares Geistesfeuerwerk.» So schildert Karl Vossler, der berühmte Münchner Romanist, 1923 in einem Brief an Benedetto Croce einen Besucher, der zweifellos zu jenen deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts gehört, deren Bedeutung erst spät erkannt worden ist. / Hans-Albrecht Koch, NZZ 6.1.04

Rudolf Borchardt: Anabasis. Aufzeichnungen, Dokumente, Erinnerungen 1943-1945. Hrsg. von Cornelius Borchardt in Verbindung mit dem Rudolf-Borchardt-Archiv. Edition Tenschert bei Hanser, München 2003. 424 S., Fr. 46.-.

Ders.: Gedichte. Textkritisch revidierte Neuedition der Ausgabe von 1957. Hrsg. von Gerhard Schuster und Lars Korten. Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart 2003. 634 S., Euro 46.-.

Ders.: Prosa I. Textkritisch revidierte, chronologisch geordnete und erweiterte Neuedition der Ausgabe von 1957. Hrsg. von Gerhard Schuster. Ebd. 2002. 608 S., Euro 46.-.

Kai Kauffmann: Rudolf Borchardt und der «Untergang der deutschen Nation». Selbstinszenierung und Geschichtskonstruktion im essayistischen Werk. Max-Niemeyer-Verlag, Tübingen 2003. 463 S., Fr. 112.-.

Alexander Kissler: «Wo bin ich denn behaust?» Rudolf Borchardt und die Erfindung des Ichs. Wallstein-Verlag, Göttingen 2003. 289 S., Fr. 63.-.

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