Verstaatlichtes Bewußtsein

In der FR vom 18.7.03 erzählt der kubanische Dichter und Maler Carlos M. Luis, warum er im Jahr 1962 Kuba verließ:

In jener Zeit, schon gegen Ende des Jahres 1961, begann die Revolution ihre autoritären Tendenzen zu zeigen. Sie nahm alsbald totalitäre Züge an und ist heute, in der alten Tradition des lateinamerikanischen Kazikentums, zum Autoritarismus zurückgekehrt. Mich persönlich traf es, als ich eine Anthologie surrealistischer Gedichte herausgeben wollte, die von meinem Freund Adolfo Cacheiro, der auch die legendäre Buchhandlung El Gato del Papel führte, publiziert werden sollte. In der Einleitung zu jener Anthologie schrieb ich, „dass die Verstaatlichung der Medienproduktion nicht zur Verstaatlichung des Bewusstseins führen dürfe“. Dieser Satz wurde vom Zensor gerügt – die Anthologie durfte nicht erscheinen! Von da an waren meine Tage auf Kuba gezählt. Auch, weil ich immer in der linken Bewegung aktiv war und jene Zensoren, auf Kuba zum Sprachrohr einer Partei des stalinistischen Hofstaates geworden, mich wegen meiner Zweifel an der Revolution für einen Verräter hielten.

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