Innerarabische Diskussion

In der Zeit würdigt Jens Jessen die Berliner „Lange Nacht der arabischem Poesie“ mit dem Gipfeltreffen Adonis/ Darwisch und die gerade erschienene neue Nummer der Poesiezeitschrift „Diwan“, in der u.a. eine Umfrage zum hema Exil und Heimat steht. Mitherausgeberin Amal Al-Jubouri schreibt dort:
In der arabischen Welt, besonders in meinem Heimatland, ist Heimat etwas, das unsere Persönlichkeit unbarmherzig zwingt, in der Gemeinschaft aufzugehen und zum Teil einer Herde zu werden. Die Stimme des einzelnen Autors kann nur im Rahmen der Stimme der gesamten Nation existieren, und diese ist das Produkt der Politiker und der Geistlichen.

Jessen berichtet über die Diskussion:

Es war kein Zufall, dass diese innerarabische Diskussion in Berlin stattfand. Denn zur Erinnerungslast gehört auf israelischer Seite vor allem der Holocaust. Mit Nachdruck erinnerte der moderierende Iraner Navid Kermani daran, dass unweit vom Tagungsort, am Bahnhof Grunewald, die Juden deportiert wurden. Die Frage ist nur: Was können die Palästinenser dafür? „Warum müssen wir“, fragte Darwisch, „mit unserem Land für eine historische Katastrophe bezahlen?“ Es war eine rhetorische Frage, in die sich die depressive Einsicht kleidete, dass jenes deutsche Verbrechen noch immer Unheil fort und fort zeugt. „Vielleicht“, sagte Darwisch, „wurden die Palästinenser tatsächlich ausersehen, wiederum eine Art Juden zu sein.“ Das Problem sei nur: „Die Israelis wollen keine anderen Juden.“ Und in der Tat, aus einem Kampf der Opfermythen ist natürlich kein Ausstieg möglich. / Die Zeit 44/2002

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