Nuyorican poet verfilmt

[Miguel] Piñero entwickelte eine Ästhetik der Straße aus der Sicht des Outlaws und bisexuellen Abenteurers, des Junkies, Dealers und Diebs. Er zelebrierte seinen Drogenkonsum, kultivierte seinen Zorn gegen das Establishment, den Rassismus und Kolonialismus Nordamerikas. Neben Vorläufern wie den Dadaisten oder den Beatniks haben seine Performances einer literarischen Bewegung den Weg geebnet, die die Sprechweisen von Rap geprägt und die Literatur ins Nachtleben geholt hat.

Der Film verweist mit Nachdruck darauf, dass die Wiederentdeckung des gesprochenen Worts eine Leistung minoritärer Communities war. Die zielten auf gemeinschaftliche Sinnstiftung, wie sie sich beim Lesen eines Buchs nicht herstellt. Schon im Nuyorican Cafe galt, dass sich der Lesende einem intervenierenden Publikum stellen musste. Piñero und seinen Mitstreitern ging es um das, worum es der Slam Poetry noch heute geht: um Spontaneität und Plastizität, Alltag und Gegenwart und um das Material der Stimme, um Lautmalerei, Kakofonie, Reim und Wiederholung. / Susanne Messmer, taz 18.7.02

„Piñero“. Regie: Leon Ichaso. Mit Benjamin Bratt, Talisa Soto, Giancarlo Esposito u. a., USA 2001, 100 Min.

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