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Veröffentlicht am 18. Mai 2002 von rekalisch
Über die Rezeption der beiden großen, 2000 erschienen Anthologien neuerer arabischer Poesie schreibt Stefan Weidner, Herausgeber einer der beiden:
Beide haben ihre Beschränkungen, aber beide zusammen ergeben bereits ein annähernd repräsentatives Bild ihres Gegenstandes, der modernen arabischen Poesie.
Beide Anthologien haben in der arabischen Öffentlichkeit viel mehr Aufsehen erregt als in der deutschsprachigen. In der arabischen Presse zählten die Rezensionen nach Dutzenden, hier war kaum eine Handvoll zu vermelden. Selbst unter Orientalisten und Lyrikliebhabern sind es nur Leute mit sehr speziellen Vorlieben, die moderne arabische Poesie in Übersetzung lesen möchten. Wie gering die Neugier eines allgemeinen Lesepublikums ist, zeigen die Verkaufszahlen nach dem 11. September. Während der Koran zum Bestseller wurde, stagnierte die Nachfrage nach den Anthologien wie eh und je. Halten viele Araber die Poesie für ihren wichtigsten aktuellen Beitrag zur Weltkultur, so traut die westliche Öffentlichkeit der Gattung offenbar nicht zu, die arabische Kultur angemessen zu repräsentieren. Sie hält sich lieber an Altbewährtes, die Religion. …
Die arabische Kultur hat nicht primär ein Wahrnehmungsproblem im Westen, sie ist auch tatsächlich nicht auf der Höhe ihrer Kraft. Sie wird nicht nur mangelhaft vermittelt, sie hat selber beträchtliche, ihre Vermittelbarkeit einschränkende Mängel. / NZZ 18.5.02
Kategorie: ArabischSchlagworte: Anthologien, Stefan Weidner
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