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Veröffentlicht am 24. April 2002 von rekalisch
Zu der Handvoll wirklich imposanter Verse muss man sich erst durchkämpfen. Einer davon heißt „Abschied vom Fünften Zeitalter“ und schildert die Jugend des Autors in der DDR. Die Stimmung, die Grünbein da mit dunklem Timbre einfängt, führt einen in die beklemmende Welt des Sozialismus zurück, wenn er die Atmosphäre der grauen Städte beschwört: „Braunkohle hieß, was man morgens schon roch. Aus der Erde gegraben / Wie faule Kartoffeln, zischte sie durch die Öfen von Greifswald bis Greiz. / Am Boden zerrten, dem viel zu kurzen, Bagger, Schaufeln und Hände, / Bis alles schwarz war, die Straße rußbefleckt, ein Hausflur von Schaben. / Was Dante im kühnsten Albtraum nicht ahnen konnte – hier, gut beheizt, / Lag der jüngste der Höllenkreise, ein zerwühltes Gelände.“ Aber rings um solche Gedichte, die wie Leuchttürme in die Textlandschaft ragen, herrscht Ebbe. / Ulf Heise, Thüringer Allgemeine 24.4.02
Durs Grünbein: „Erklärte Nacht“, Suhrkamp, 18 Euro
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Durs Grünbein, Ulf Heise
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