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Rilke-Lesung in der Sonderaustellung Worpswede im Pommerschen Landesmuseum Greifswald
Rainer Maria Rilke besucht im Spätsommer 1900 Worpswede auf Einladung Vogelers, den er in Italien kennengelernte hatte. Er ist gerade aus Rußland zurück, muß Abstand wahren zu Lou Salomé, seiner mütterlichen Geliebten, und begegnet den Mädchen in Weiß, der „blonden Malerin“ Paula Becker und der „dunklen Bildhauerin“ Clara Westhoff. Clara Westhoff wird schon im nächsten Jahr seine Frau werden und Paula Becker wird Otto Modersohn heiraten. Für Rilke beginnt eine Zeit, in der entscheidende persönliche wie künstlerische Weichen gestellt werden.
Die Texte aus der Zeit von 1900 bis 1908 beziehen sich auf diese beiden jungen Frauen. Bilden von Beginn an einen verstörenden, mythischen erotisch dingbelebten Raum, der aus der Zeit gehoben zu sein scheint. Die Texte gipfeln in dem „Requiem für eine Freundin“, um die Zeit von Allerseelen 1908 in Paris geschrieben, der damals schon fast ein Jahr lang toten Paula Modersohn-Becker gewidmet
Die Idee dieser Lesung entstand erst durch den Raum der Sonderaustellung, durch die Anwesenheit eines Selbstporträts Paula Modersohn-Beckers, der Büsten Rilkes und der Becker von Clara Westhoff-Rilke und eines Selbstporträts. Diese Anwesenheit der „Personen“ inmitten der Landschaftsarbeiten der Worpsweder Künstler, vermittelt einen wichtigen Teil des Kräfteverhältnisses, in dem diese Rilke-Texte entstanden.
Die sprachliche Aktualisierung der Texte in der Lesung geschieht verteilt auf zwei weibliche und eine männliche Stimme und wird durch improvisierte Bewegungen im Raum installiert. Sie versucht Bezug zu nehmen auf Rilkes dichterische Sprache, die Dingliches belebt und Bewegung stillstellt, versucht eine akustische Belichtung der Bilder und Skulpturen.
Die Lesung findet am 16.4.02 um 20.00 Uhr im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald statt (Silke Peters).
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