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Veröffentlicht am 25. Dezember 2025 von lyrikzeitung
Else Lasker-Schüler
(geboren am 11. Februar 1869 in Elberfeld; gestorben am 22. Januar 1945 in Jerusalem)
Gebet
Ich suche allerlanden eine Stadt,
Die einen Engel vor der Pforte hat.
Ich trage seinen großen Flügel
Gebrochen schwer am Schulterblatt
Und in der Stirne seinen Stern als Siegel.
Und wandele immer in die Nacht…
Ich habe Liebe in die Welt gebracht –
Daß blau zu blühen jedes Herz vermag,
Und hab ein Leben müde mich gewacht,
In Gott gehüllt den dunklen Atemschlag.
O Gott, schließ um mich deinen Mantel fest;
Ich weiß, ich bin im Kugelglas der Rest,
Und wenn der letzte Mensch die Welt vergießt,
Du mich nicht wieder aus der Allmacht läßt,
Und sich ein neuer Erdball um mich schließt.
1917
aus: Else Lasker-Schüler: Sämtliche Gedichte. München: Kösel, 1984, S. 167
Kategorie: Deutsch, Deutschland, IsraelSchlagworte: deutsche Lyrik der Moderne, Else Lasker-Schüler, Engel in der Lyrik, Exillyrik, expressionistische Lyrik, Gebet, Gebet Else Lasker-Schüler, Gedicht 1917, Gedicht des Tages, jüdische Dichterinnen, klassische Moderne, Lyrikzeitung, mystische Lyrik, religiöse Lyrik
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