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Veröffentlicht am 4. Januar 2025 von lyrikzeitung
Gestern gab es eine Konjunktion von Mondsichel und Venus – zwischen 16 und 20 Uhr sah ich das himmlische Rendezvous in immer neuen Konstellationen. Da gehe ich noch einmal zu der vietnamesischen Dichterin Ho Xuan-Huong zurück. Scherzen mit Schwester Mond, las ich da, bedeutet bei ihr eine erotische Beziehung. Hier eins ihrer Mondgedichte.
Ho Xuan-Huong
(1772-1822)
Fragen an Schwester Mond
Seit Hunderten von Jahren
wandelst Du schon am Firmament.
Warum bist Du einmal halb
und einmal voll?
Wie alt ist der weiße Hase dort bei Dir?
Und Du selbst, Schwester Mond,
wieviele Kinder gebarst Du schon?
Weshalb schlenderst bei einsamer Nacht
Du um den purpurroten Palast herum?
Warum errötest bei hellem Tag
Du vor der goldenen Sonnenscheibe?
Während der fünf Nachtwachen
strolchst Du vorbei —
auf wen wartest Du?
Oder hast Du
ein intimes Verhältnis
zu den Flüssen und Bergen?
Anm.: Nach der vietnamesischen Mythologie wohnt ein weißer Hase auf dem Mond.
Aus: Tien Huu (Hrsg.): Augen lachen, Lippen blühen. Erotische Lyrik aus Vietnam. [Ho Xuan-Huong]. München: Simon & Magiera, 1985, S. 45



Mond und Venus (im dritten Bild kommt noch jemand dazu)
Ein Gedicht in englischer Übersetzung (John Balaban) und gesungen auf Vietnamesisch. https://www.johnbalaban.com/wp-content/uploads/2019/03/hồ-xuân-hương-poem.mp3
Kategorie: VietnamSchlagworte: Ho Xuan-Huong, Tien Huu
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