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Veröffentlicht am 18. Dezember 2024 von lyrikzeitung
Margot Scharpenberg
(* 18. Dezember 1924 in Köln; † 25. August 2020 in New York)
GRENZGANG
Schütt ich Sand aus dem Schuh, bring ich Wasser mit,
hab ich Wüste und Meer gefangen,
und der Stein, den ich aufhob, heißt Tod.
Aus Wasser und Sand hab ich Häuser gemacht,
mit dem Stein hab ich Leben zu Fall gebracht,
meine Spur in der Sonne ist rot.
Ich treib auf dem Weltkorn im Wasserland,
wenn die Welle zerbricht, find ich anderen Sand,
und ich backe aus Erde Brot.
Doch die Wegzehr reicht nicht bis zum Grenzerhaus,
vor dem Horizont pack ich das Letzte aus,
dann kein Wasser kein Sand, nur die Blutspur im Schuh.
Den ich schleppte, der Stein schlug zu.
Aus: expeditionen. deutsche lyrik seit 1945. hrsg. wolfgang weyrauch. München: List, 1959, S. 81
Kategorie: Deutsch, Deutschland, USASchlagworte: Margot Scharpenberg
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