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Veröffentlicht am 17. Juli 2024 von lyrikzeitung
Rainer Kirsch
(* 17. Juli 1934, heute vor 90 Jahren, in Döbeln/Sachsen; † 4. September 2015 in Berlin)
Sterbelager preußisch
Merkbare Sätze, hör ich, sind vonnöten.
So daß, wenn du schon ahnst, daß du bald kippst,
Du immerhin vor Schluß die Zeichen übst,
Die andern ohne dich an Auskunft böten,
Was die, träg lallend, eignen Blicks nicht finden:
Der Stumpfsinn ihre Brunst. So aber bleibt
Was Stachelndes, das sie zum Blinzeln treibt:
Die Mücken, doch noch, tanzen um die Linden,
Mittage wehn, Handwerker kaufen Schnaps,
Systeme blühn und reifen zum Kollaps,
In ferner Landschaft schießt man sich um Reis,
Der Tod hebt an im Mund, sein Farb ist weiß;
Und schneller drehn sich in der Welt die Dinge,
Um die es, ginge es um noch was, ginge.
Oktober 1986
Aus: Rainer Kirsch, Kunst in Mark Brandenburg. Gedichte. Rostock: Hinstorff, 1988, S. 37
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Rainer Kirsch
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