Postoperativ

Tom de Toys, 21.2.2024
©POEMiE™ @ arbeitsdichte.de


POSTOPERATIVE PARANOIA
(HÜFTHALLUZINATIONEN)


erschöpft und erleichtert im
eigenen bett liegend inmitten
des leeren schalldichten raums
ohne fenster mit der perfekten
narbe an einer hüfte als taube
zeugin daß ich nicht wochenlang
im koma halluzinierte ich sei an
einem wintermorgen mit einem
taxi zum krankenhaus gefahren
wo mir clowns im weißen kittel
die knochen zersägten und das
bein verdrehten ohne daß ich
schmerz verspüren konnte war
ich wirklich weg oder war es nur
ein wimpernschlag mit kurz
aufflackernder fantasie über
keramikknochen plastikgelenke
und titanstifte ganz tief in den
hohlen knochen gerammt ohne
daß jemand den lärm hörte in
diesem hotel auf verschneitem
berggipfel mit cyborgs auf
krücken die freiwillig in zeitlupe
zur neon beleuchteten folter-
kammer torkeln um sich dort
mit eisluftpistolen zu beschießen
und sich in glühende matten
einwickeln zu lassen von aliens
die mal mit erregter und mal mit
beruhigender stimme unablässig
gebete murmeln damit man erst
gar nicht zu denken beginnt aber
ist heute überhaupt januar oder
vielleicht doch schon frühling es
scheint mir ein dunkles stummes
geheimnis in meinem kopf zu
geben denn nur diese narbe lässt
sich nicht abkratzen als sei sie
ein tattoo mit dem historischen
hinweis darauf daß es in echt
geschah während ich einmal
kurz blinzelte um luft zu holen
und dann die knospen um mich
herum erblickte als sei alles
normal und bliebe sogar vor den
augen der autobahn unentdeckt
die sich in meiner vision direkt
gegenüber am berghang entlang
geschlängelt hatte und beweist
daß nur meine zeit still stand ich
esse aus protest alle marzipankugeln


Gewidmet der Aggertalklinik in Dank für fünf heilsame Wochen

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