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Veröffentlicht am 5. September 2015 von lyrikzeitung
Was weiß man im Westen schon über polnische Lyrikerinnen und Lyriker? Eigentlich nur so viel: dass sie unaussprechliche Namen haben und zum Beispiel Wisława Szymborska oder Czesław Miłosz heißen. Vielleicht kennt man sogar noch ein Gedicht oder weiß, dass die beiden Erwähnten Literatur-Nobelpreise für Polen eingeheimst haben. Aber das dürfte dann auch schon alles sein. Dabei liegt den Polen Lyrik genauso im Blut wie den Italienern die Oper oder den Franzosen das Kochen. Die polnische Sprache ist so biegsam und flexibel, dass man einfach darin dichten muss, ob man will oder nicht.
Nun hat die polnische Sprache einen neuen Kandidaten für den Nobelpreis hervorgebracht. (…)
Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki heißt der neue polnische Zungenbrecher (…)
Und irgendwann – gegen Ende des Buches – wird klar, dass nur eine einzige Sorte von Dichtern über den Tod und die letzten Dinge schreiben darf. Jene, die überaus lebendig sind. Dann die können, wie Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki, die Dinge so auf den Punkt bringen: „ich sage der tod ist wie ein märzregen / der über zwei studenten in den bergen zu viel / weiß und sie trotzdem zu sich nahm / mal mädchen und mal jungen mimend.“ / Radek Knapp, Die Presse
Eugenisz Tkaczyszyn-Dycki
Tumor linguae. Gedichte. Aus dem Polnischen von Michael Zgodzay und Uljana Wolf. Zweisprachige Ausgabe. 224S., geb., €22 (Edition Korrespondenzen, Wien)
Kategorie: PolenSchlagworte: Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki, Radek Knapp
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